Bibelübersetzungen

Das Problem beim Übersetzen

Bezüglich Bibelübersetzungen gibt es oft wohlmeinende, aber undifferenzierte Beurteilungen. Tatsächlich steht jeder Bibelübersetzer vor einem Dilemma: Er muss einen Kompromiss eingehen zwischen Genauigkeit und Verständlichkeit. Man spricht dabei von Strukturtreue und Wirkungstreue oder davon, dass eine Übersetzung ausgangstextorientiert oder zieltextorientiert ist.

 

Das Problem bei der Genauigkeit besteht darin, dass die Verständlichkeit darunter leidet und teilweise komplett verloren gehen kann. Die sogenannten dynamisch-äquivalenten Übersetzungen (HfA, NGÜ, NL usw.) versuchen hingegen den Sinn der Sätze wiederzugeben, den der damalige Schreiber vermitteln wollte. Hier liegt allerdings das Problem auf der Hand, dass die Deutung des Textes einen entscheidenden Faktor bildet.

Wann ist eine Bibelübersetzung genau?

Welche Bibelübersetzung ist also genau? Diejenige, die wirklich Wort für Wort übersetzt, wie etwa die Interlinearübersetzung? Dort wo die Deutsche Grammatik zwar komplett aufgegeben und die Sätze nahezu unverständlich werden, dafür aber Verlass auf den Gebrauch von Wörtern und Phrasen in Parallelstellen gewährleistet ist? Oder doch die sprachlich Zeitgemäße, wie die Neue Genfer Übersetzung, welche in wunderschönem flüssigen Deutsch den Sinn des Satzes leicht verständlich wiedergibt? Die aber entscheidende Stilmittel wie Wortbetonungen durch die Satzstellung, Lautmalerei, Wortspiele usw. des Grundtextes verliert und gedankliche Verbindungen zu Parallelstellen verhindert oder in die Irre führt, weil man nie sicher wissen kann, ob die gleiche Formulierung oder das gleiche Wort im Grundtext gebraucht wurden?

 

Eine „gute“ Bibelübersetzung ist immer ein Kompromiss aus beidem. Als gute Studienübersetzungen empfinde ich in aufsteigender Reihenfolge die Luther, Schlachter und Elberfelder. Ich mag es, zu wissen, was „wirklich“ im  Grundtext steht. Aber selbst die Studienübersetzungen haben Schwächen und kommen nicht ganz ohne Deutung aus. Bei der von mir geschätzten Elberfelder fließt z.B. auch ab und zu Theologie der Brüderbewegung ein, der ich sehr nahe stand. Auf der anderen Seite ist es immer wieder erfrischend eine dynamisch-äquivalente Übersetzung zu lesen.

Wann sollte man welche Bibelübersetzung gebrauchen?

Jemand, der in der Gemeinde in irgendeiner Weise am Wort dient oder auch Hauskreise leitet usw., dann sollte er auf jeden Fall als „persönliche“ Bibel eine Studienübersetzung haben und damit arbeiten und selbst dann immer wieder mehrere Bibelübersetzungen zu rate ziehen. Wer einfach eine Bibel zur persönlichen Erbauung lesen will, kann dazu ohne Probleme eine in zeitgemäßem Deutsch hernehmen. Dabei sollte er aber trotzdem regelmäßig in einer Studienbibel lesen. Die Neue Evangelistische Übersetzung und Neue Genfer Übersetzung sowie die Hoffnung für Alle sind unter den dynamisch-äquivalenten Bibel meine Favoriten. Als Elberfelder-Leser ziehe ich sie gerne herbei, um holprig formulierte Passagen evtl. besser zu verstehen.