Lehrt Paulus, dass das alttestamentliche Gesetz aufgehoben wurde?

Der Neue Bund ersetzt den Alten Bund

Wenn wir unter dem alttestamentlichen Gesetz die Verordnungen des Bundes verstehen, der mit Mose begründet wurde, dann können wir mit „Ja“ antworten. Paulus lehrt deutlich, dass Christen nicht oder nicht mehr unter dem Gesetzesbund sind, der unter Mose eingesetzt wurde. In 2 Kor 3,14 wird der mosaische Bund als „alter Bund“ bezeichnet. Das bildet einen Kontrast zu Vers 6, wo Paulus von einem „neuen Bund“ spricht, dessen Diener er ist. Allein die Phrase „alter Bund“ legt schon nahe, dass der durch Mose eingeführte Bund außer Kraft gesetzt und durch einen anderen, den „neuen Bund“, ersetzt wurde.

Das Gesetz ist der Inhalt des Alten Bundes

Der „alte Bund“ wird in den Versen 6 und 7 ganz deutlich mit dem Gesetz gleichgesetzt. Dort spricht Paulus von „Buchstaben in Steintafeln eingegraben“. Das meint selbstverständlich die zehn Gebote und stellt den Inhalt dieses Bundes dar. Die Verordnungen des „alten Bundes“ sind wohl besonders in den Versen 14 und 15 im Blick, wenn Paulus von der „Lesung des Alten Bundes“ schreibt und dass „Mose gelesen wird“. Daraus folgt, dass die Verordnungen des Gesetzes, die der Inhalt des alten Bundes sind, nicht mehr verbindlich sind, wenn er durch einen „neuen Bund“ ersetzt wurde.

Jemand könnte einwenden und fragen, warum denn Paulus aus den zehn Gebote zitiert, als wären sie verbindlich, wenn der alte Bund aufgelöst wurde? Dieser Einwand soll in einem anderen Video beantwortet werden, damit dieser Teil nicht unnötig in die Länge gezogen wird. Für den Augenblick soll es reichen, festzuhalten, dass die Gebote als Bestimmungen des alten Bundes nicht verbindlich sind, weil dieser Bund vergangen ist.

Der Dienst Moses ist mit dem Alten Bund verbunden

Der vergängliche Charakter des alten Bundes wird in 2Kor 3 noch durch den Dienst des Moses bestätigt. Sein Dienst wird in dieser Passage mit dem alten Bund in Verbindung gebracht. Das heißt, dass der Dienst des Moses das Wesen und die Eigenart des alten Bundes wieder spiegelte. Die vergehende Herrlichkeit des Angesichts Moses, spiegelt das Vergehen des alten Bundes wieder:

 

7 Wenn aber schon der Dienst des Todes, mit Buchstaben in Steine eingegraben, in Herrlichkeit geschah, so dass die Söhne Israels nicht fest in das Angesicht Moses schauen konnten wegen der Herrlichkeit seines Angesichts, die doch verging.

 

Diesem Vergleich liegt der Bericht aus 2Mo 34,29-34 zugrunde. Durch die Begegnung mit Gott leuchtete das Gesicht Moses und er legte eine Decke darüber, sobald er aus der Gegenwart Gottes kam und mit den Israeliten sprach. Darüber gibt es verschieden Auslegungen. Manche sagen, dass die Decke für die Gnade Gottes steht. Ohne sie wäre das Volk gerichtet worden, wenn es die Herrlichkeit Gottes unvermittelt gesehen hätte, weil es ein halstarriges Volk war. So soll sich das Wort „hinweggetan“ (katargoumenen) in 2Kor3,7.11.13 auf das Ende dieser Konsequenz des Gerichtes beziehen:

 

7 Wenn aber schon der Dienst des Todes, mit Buchstaben in Steine eingegraben, in Herrlichkeit geschah, so dass die Söhne Israels nicht fest in das Angesicht Moses schauen konnten wegen der Herrlichkeit seines Angesichts, die doch verging,

11 Denn wenn das Vergehende in Herrlichkeit war, wieviel mehr besteht das Bleibende in Herrlichkeit!

13 und tun nicht wie Mose, der eine Decke über sein Angesicht legte, damit die Söhne Israels nicht auf das Ende des Vergehenden blicken sollten.

 

Diese Auslegungen sollten aber nicht wirklich überzeugen. Der Schlüssel zu dieser Passage ist nämlich der Kontrast zwischen dem „Bleibenden“ (to menon) und dem „Vergehenden“ (to katargoumenon) in Vers 11:

 

Denn wenn das Vergehende in Herrlichkeit war, wieviel mehr besteht das Bleibende in Herrlichkeit!

 

Der Dienst des Paulus ist wie der neue Bund bleibend und bestehend, während der mosaische Dienst genauso wie der alte Bund vergeht. Diese Auslegung wird durch den Kontrast zwischen dem alten und neuen Bund bestätigt. Während das oben genannte Verständnis den Dienst des Moses vom alten Bund trennt, verbindet sie Paulus. Wir schlussfolgern also, dass die vergehende Herrlichkeit auf dem Gesicht des Moses ein Zeichen für die zeitliche Begrenzung des alten Bundes steht.