Wurde die Bibel verfälscht  laut Koran?

1. Einleitung

Es ist ganz offensichtlich, dass die Bibel und der Koran in ihren grundlegendsten Lehren über Gott, den Menschen und die Erlösung nicht zu vereinbaren sind. Daher verwundert der Einwand nicht, dass die Bibel verfälscht worden sein soll. Diese Einschätzung der Bibel ergibt sich notwendigerweise, wenn man am Koran als Offenbarung Gottes festhalten will. Tatsächlich ist diese Überzeugung weit verbreitet unter Muslimen und wird fast als selbstverständlich angesehen. Ihrer Meinung nach kann dem Alten und dem Neuen Testament nicht vertraut werden.

 

Einem Christen sollte es nicht schwer fallen zu verstehen, warum die Meinungsverschiedenheiten zwischen Christen und Muslimen sich auf diese eine Frage herunterbrechen lassen: Was ist das Wort Gottes - die Bibel oder Koran? Diese Frage bringt die Hauptdifferenz auf den Punkt. Jedes Gespräch mit einem Moslem müsste im Endeffekt bei diesem Thema landen. Daher sollte auch jeder Christ in der Lage sein, das Gespräch auf diesen Punkt zu lenken und Rede und Antwort stehen zu können. Dazu soll dieser Artikel helfen.

2. Koranverse, die vermeintlich von der Verfälschung der Bibel reden

Als Christ muss man wissen, dass im gesamten Koran den Christen niemals  vorgeworfen wird, die Bibel oder das Evangelium verfälscht zu haben! Für gewöhnlich werden vier Koranverse herangezogen. Die ersten drei Suren sprechen aber nur von einer mündlichen Verfälschung „tahrif“.

  • „Tahrif“ bedeutet: „phonetische Entstellung eines Wortes“ (nach Hans Wehr, Arabic-English Dictionary).

Sure 2:75

Erwartet ihr, daß sie (die Juden) euch glauben, wenn ein Teil von ihnen das Wort Allahs hört, es dann verdreht, nachdem sie es begriffen, und sie kennen (die Folgen) davon?

Sure 4:46

Es gibt welche unter den Juden, die Worte aus ihren Stellungen verdrehen und sagen: «Wir hören und wir gehorchen nicht», und «Höre, ohne gehört zu werden», und «Sei uns nachsichtig», indem sie mit ihren Zungen lügen und den Glauben verlästern. Und hätten sie gesagt: «Wir hören und wir gehorchen», und «Höre», und «Schaue gnädig auf uns», es wäre besser für sie gewesen und aufrechter. Doch Allah hat sie von Sich gewiesen um ihres Unglaubens willen; also glauben sie nur wenig.

Sure 5:13

Darum nun, weil sie ihren Bund brachen, haben Wir sie verflucht und haben ihre Herzen verhärtet. Sie verkehren die Worte aus ihren richtigen Stellen und sie haben einen (guten) Teil von dem vergessen, womit sie ermahnt wurden. Und du wirst nicht aufhören, auf ihrer Seite – bis auf einige von ihnen – Verrat zu entdecken. Also vergib ihnen und wende dich ab (von ihnen). Wahrlich, Allah liebt jene, die Gutes tun.

3. Der einzige Koranvers, der von einer schriftlichen Verfäschung spricht

Ein einziger Vers spricht von einer schriftlichen Verfälschung. Den wollen wir etwas näher betrachten:

Sure 2:79

Wehe darum denen, die das Buch schreiben mit ihren eigenen Händen und dann sprechen: «Dies ist von Allah» daß sie dafür einen armseligen Preis nehmen möchten! Wehe ihnen also um dessentwillen, was ihre Hände geschrieben, und wehe ihnen um dessentwillen, was sie verdienen!

Hier kann ganz unbeeindruckt festgehalten werden, dass nur irgendeine unbestimmte Gruppe angesprochen wird. Zudem handelt sich um eine nicht näher beschriebene Gruppe im Umfeld Mohammeds. Dann wird einfach ein ebenfalls nicht näher bestimmtes Buch erwähnt. Dort steht nichts von Christen noch vom Evangelium oder der Bibel allgemein. 

 

Der Kontext zeigt, dass es sich nicht um Juden oder Christen gehandelt haben kann. Der vorherige Vers scheint sie auszuschließen:

Sure 2:78

Und einige unter ihnen sind Analphabeten; sie kennen das Buch nicht, nur eitle Wünsche, und sie meinen bloß.

4. Der Koran bestätigt die jüdischen und christlichen Schriften als Wort Gottes

Sure 4:163

Wahrlich, Wir sandten dir Offenbarung, wie Wir Noah Offenbarung sandten und den Propheten nach ihm; und Wir sandten Offenbarung Abraham und Ismael und Isaak und Jakob und (seinen) Kindern und Jesus und Hiob und Jonas und Aaron und Salomo, und Wir gaben David einen Psalm.

Hier sehen erst einmal vom Koran klar bestätigt, dass die Schriften der Bibel als Offenbarung Gottes gegeben wurden. Der nächste Vers zeigt, dass der Koran herabgesandt wurde, um die Thora und das Evangelium zur zeit Mohammeds zu bestätigen:

Sure 3:3

Er hat herabgesandt zu dir das Buch mit der Wahrheit, bestätigend das, was ihm vorausging (muṣaddiqan limā bayna yadayhi); und vordem sandte Er herab die Thora und das Evangelium als eine Richtschnur für die Menschen; und Er hat herabgesandt das Entscheidende.

Die Übersetzer versuchen mit der Übersetzung "was ihm vorausging", die Tatsache zu verschleiern, dass der Koran diesem Vers nach die Thora und das Evangelium zur Zeit Mohammeds bestätigt. Das Folgende ist einer Interlinearübersetzung online entnommen (www.sunnah.com) und zeigt, was im Arabischen Grundtext wörtlich zu finden ist:

  • "muṣaddiqan": „bestätigend“ (Nomen, akkusativ, maskulin, unbestimmtes aktives Partizip)
  • "limā": „das was“ (Relativpronomen)
  • "bayna": „zwischen“ (akussatives Lokaladverb)
  • "yadayhi": „deinen Händen“ (Genetiv, feminin, Dualnomen + 3. Person, maskulin, Singular, Possessivpronomen)

Wörtlich sagt Sure 3:3 also, dass der Koran herabgesandt wurde, um die Thora und das Evangelium zu bestätigen, die Mohammed zwischen seinen Händen hielt. Das ist ein Idiom und meint, dass er zur Thora und dem Evangelium Zugang hatte. Es gibt aber Abschriften der Bibel aus Jahrhunderten vor Mohammed. Wir wissen also ganz genau, wie die Thora und das Evangelium zur Zeit Mohammeds ausgesehen haben.

5. Niemand kann Allahs Worte ändern laut Koran und Überlieferungsbüchern (Sunna)

a. Koran

Sure 6:34

Wohl sind vor dir Gesandte als lügenhaft gescholten worden; doch trotzdem sie verleugnet und verfolgt wurden, blieben sie geduldig, bis Unsere Hilfe ihnen kam. Es gibt keinen, der die Worte Allahs zu ändern vermöchte. Wahrlich, schon kam Kunde zu dir von den Gesandten.

Sure 6:115

Das Wort deines Herrn wird vollendet sein in Wahrheit und Gerechtigkeit. Keiner vermag Seine Worte zu ändern, und Er ist der Allhörende, der Allwissende.

Sure 15:9

Wahrlich, Wir, Wir Selbst haben diese Ermahnung hinabgesandt, und sicherlich werden Wir ihr Hüter sein.

b. Sunna

Sahih al-Bukhari 7517

Der Prophet () wandte sich an Gabriel um Rat und Gabriel missbilligte es nicht. So fuhr er mit zum fünften Mal auf. Der Prophet () sagte, „Oh Herr, meine Nachfolger sind schwach in ihren Körpern, Herzen, ihrem Hören und ihrer Beschaffenheit, so erleichtere unsere Lasten. Darauf sagte der Unwiderstehliche, „Oh Mohammed!“ Der Prophet antwortete, „Labbaik und Sa’daik.“ Allah sagte, „Das Wort, das von mir ausgeht, ändert sich nicht, so wird es sein wie ich es euch auferlegt habe in der Mutter des Buches.“ Allah fügte hinzu, „Jede gute Tat wird zehnfach belohnt werden, so sind es fünfzig (Gebete) in der Mutter des Buches (als Belohnung), aber ihr müsst nur fünf (tatsächlich) ausführen. 

Sahih al-Bukhari 3

Khadija begleitete ihn dann zu ihrem Vetter Waraga bin Naufal bin Asad bin ´Abdul ´Uzza, der während der vorislamsichen Periode Christ wurde und die Schrift [oder das Schreiben] mit hebräischen Buchstaben zu schreiben pflegte. Er schrieb das Evangelium auf Hebräisch so viel es Allah von ihm zu schreiben wünschte.

6. Allah hat geschworen, die Thora und das Evangelium zu bewahren

Allah hat geschworen die "Ermahnung" zu bewahren:

Sure 15:9-10

Wahrlich, Wir, Wir Selbst haben diese Ermahnung (dhik'ra) hinabgesandt, und sicherlich werden Wir ihr Hüter sein. Wir entsandten schon vor dir (Gesandte) zu früheren Stämmen.

Der Koran sagt aber, dass die Schriften der Christen ebenfalls die Ermahnung sind und sogar, dass sie die "Leute der Ermahnung" sind:

Sure 16:43-44

Und vor dir entsandten Wir nur Männer, denen Wir Offenbarung gegeben – so fraget die, welche die Ermahnung (ahl al-dhikri=Leute der Ermahnung) besitzen, wenn ihr nicht wißt - Mit deutlichen Zeichen und Schriften. Und Wir haben dir die Ermahnung (dhikra) hinabgesandt, auf daß du den Menschen erklären mögest, was ihnen hinabgesandt ward, und daß sie nachdenken.

Sure 21:7

Und Wir entsandten vor dir lediglich Männer, denen Wir Offenbarung zuteil werden ließen – fragt nur diejenigen, die die Ermahnung besitzen (ahl al-dhikri=Leute der Ermahnung), wenn ihr nicht wisset.

Sure 21:48

Wir gaben Moses und Aaron das Entscheidende (al-fur'qāna=Kriterium, Maßstab) und Licht und Ermahnung (dhik’ran) für die Rechtschaffenen,

Sure 21:105

Und bereits haben Wir in dem Buche (Davids), nach der Ermahnung (dhikri), geschrieben, daß Meine rechtschaffenen Diener das Land erben sollen.

Sure 40:53-54

Wir gaben wahrlich Moses die Führung und machten die Kinder Israels zu Erben der Schrift. Eine Führung und Ermahnung (dhik'rā) für die Verständigen.

7. Jesus war in seiner Aufgabe erfolgreich

Sure 3:55

Wie Allah sprach: «O Jesus, Ich will dich [eines natürlichen Todes] sterben lassen und dich zu Mir erheben, und dich reinigen (von den Anwürfen) derer, die ungläubig sind, und will die, die dir folgen, über jene setzen, die ungläubig sind, bis zum Tage der Auferstehung: dann ist zu Mir eure Wiederkehr, und Ich will richten zwischen euch über das, worin ihr uneins seid.

Sure 61:14

O die ihr glaubt, seid Allahs Helfer, wie Jesus, Sohn der Maria, zu den Jüngern sprach: «Wer sind meine Helfer für Allah?» Die Jünger sprachen: «Wir sind Allahs Helfer.» So glaubte ein Teil von den Kindern Israels, während ein Teil ungläubig blieb. Da verliehen Wir denen, die glaubten, Stärke gegen ihren Feind, und sie wurden siegreich.

Vom Standpunkt vieler Muslime muss das Evangelium schon sehr bald verschwunden sein. Wir finden nicht den kleinsten geschichtlichen Hinweis, dass es je ein Buch (nicht unbedingt ein physisches) gegeben hätte, welches Jesus ähnlich wie Mohammed empfangen hätte. Angeblich soll Paulus bei der Verfälschung des Evangeliums eine wesentliche Rolle gespielt haben. Die zwei obigen Verse ergeben einmal ein Dilemma: Wenn Paulus das Evangelium verfälscht hat und so die Nachfolger nicht gesiegt hatten, dann ist der Koran falsch. Wenn das Evangelium nicht verfälscht ist, weil Allah die Nachfolger Jesu siegreich gegen die Ungläubigen gemacht hat, dann ist der Koran auch falsch. In jedem Fall ist er falsch.

8. Der Koran bestätigt die jüdischen und christlichen Schriften zur Zeit Mohammeds

Sure 2:91

Und wenn ihnen gesagt wird: «Glaubet an das, was Allah niedersandte», sagen sie: «Wir glauben an das, was auf uns niedergesandt ward»; sie glauben aber nicht an das hernach (Gesandte), obwohl es die Wahrheit ist und das bekräftigt, was sie haben. Sprich: «Warum habt ihr denn immer gewollt, die Propheten Allahs zu erschlagen, wenn ihr Gläubige waret?»

Sure 3:99

Sprich: «O Volk der Schrift, warum haltet ihr vom Wege Allahs denjenigen zurück, der glaubt; ihr sucht ihn krumm zu machen, während ihr doch selber Zeugen seid? Und Allah ist nicht uneingedenk eures Tuns.»

Sure 5:43

Wie aber wollten sie dich zum Richter machen, während sie doch die Thora bei sich haben, worin Allahs Richtspruch ist? Dennoch, und trotz alledem, kehren sie den Rücken; und sie sind gar nicht Gläubige.

Sure 5:68

Sprich: «O Volk der Schrift, ihr fußet auf nichts, ehe ihr nicht die Thora und das Evangelium befolgt und das, was zu euch herabgesandt ward von eurem Herrn.» Aber gewiß, was von deinem Herrn zu dir hinabgesandt ward, wird gar viele von ihnen zunehmen lassen an Aufruhr und Unglauben; so betrübe dich nicht über das ungläubige Volk.

Sure 10:94

Und wenn du im Zweifel bist über das, was Wir zu dir niedersandten, so frage diejenigen, die vor dir die Schrift gelesen haben. Fürwahr, die Wahrheit ist zu dir gekommen von deinem Herrn; sei also nicht der Zweifler einer.

9. Die Sunna bestätigt die jüdischen und christlichen Schriften zur Zeit Mohammeds

In den Überlieferungsbüchern werden die Psalmen Davids "Koran" genannt. Leider wurde auch das von den Übersetzern zu verschleiern versucht:

USC-MSA web (English) reference: Vol. 6, Book 60, Hadith 237 [sic]

Der Prophet sagte, „Die Rezitation der Psalmen (Davids Koran) [wörtl. „des Korans“] wurde David einfach und leicht gemacht, dass er, während sein Reittier gesattelt wurde, damit fertig war, noch ehe der Diener es gesattelt hatte.“

Sunan Abi Dawud 4449

Eine Gruppe von Juden kam und besuchte den Gesandten Allahs () in Quff. So besuchte er sie in ihrer Schule. Sie sagten: AbulQasim, einer unserer Männer hat Unzucht mit einer Frau begangen; so sprich das Urteil über sie. Sie haben ein Kissen den Gesandten Allahs () platziert, der darauf saß und sagte: Bringt die Thora. Sie darauf gebracht. Er zog dann das Kissen unter ihm hervor und setzte die Thora darauf, sagend: Ich glaube an dich und an den, Der dich offenbart hat. Er sagte dann: Bringt mir einen Gelehrten unter euch. Einer Mann wurde dann gebracht. Der Überlieferer (dieser Überlieferung) nannte dann den Rest der Überlieferung über das Steinigen ähnlich der durch Malik von Nafi‘ überlieferten (Nr. 4431).

Nachdem Ibn Kathir eben diesen Hadith erwähnt, kommentiert er:

Tafsir Ibn Kathir

Sie richteten ein Kissen für den Gesandten Allahs her und er saß darauf und sprach: Bringt mir die Thora. Ihm wurde die Thora gebracht und er entfernte das Kissen unter ihm und legte die Thora darauf, sagend, Ich vertraue dir und dem, der es dir offenbart hat. Diese Überlieferungen sagen, dass der Gesandte Allahs eine Entscheidung aussprach, die mit der Regelung der Thora übereinstimmte, nicht um die Juden ihres Glaubens wegen zu ehren, denn den Juden war es geboten nur Mohammed zu befolgen. Viel mehr tat es der Prophet, weil Allah ihm so zu tun gebot. 

(Tafsir Ibn Kathir (Abridged) Volume 3, Parts 6, 7 & 8 (Surat An-Nisa Verse 148 to the end of Surat Al-An’am), Shaykh Safiur-Rahman Al-Mubarakpuri, First edition, January 2000, pp. 181-182.

10. Das islamische Dilemma

Der Koran bestätigt ganz klar die Schriften der Juden und Christen zur Zeit Mohammeds. Wie die Schriften damals beschaffen wäre, das wissen wir genau, weil es Abschriften Jahrhunderte vor Mohammed gibt. Der Koran bestätigt also Schriften die ihm massiv in den wichtigsten Punkten widersprechen und widerlegt sich so selbst. 

 

Wenn die Bibel wahr ist, dann ist der Koran falsch. Aber selbst wenn die Bibel verfälscht sein sollte, auch dann wäre der Koran falsch, weil er ihre Authentizität bestätigt. In jedem Fall kann der Koran nicht das Wort Gottes sein.