Die Vertreter des Seelenschlafs nach dem leiblichen Tod beziehen sich meistens auf zwei Stellen im Buch Prediger:
„Denn die Lebenden wissen, dass sie sterben werden; die Toten aber wissen gar nichts, und sie haben keinen Lohn mehr, denn ihr Andenken ist vergessen." (Prediger 9,5)
„und der Staub zur Erde zurückkehrt, so wie er gewesen ist, und der Geist zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat.“ (Prediger 12,7)
Hier sind aber auslegungstechnische Bedenken angebracht: Einmal ist es nicht gut eine Lehre NUR durch das Alte Testament zu begründen und dann auf einem Buch der Weisheitsliteratur, das durch die immer wiederkehrende Phrase „unter der Sonne“ seinen Blickwinkel zu erkennen gibt. Das wird gleich zu Beginn in den ersten drei Versen deutlich:
„Worte des Predigers, des Sohnes Davids, des Königs in Jerusalem. Eitelkeit der Eitelkeiten!, spricht der Prediger; Eitelkeit der Eitelkeiten! Alles ist Eitelkeit. Welchen Gewinn hat der Mensch bei all seiner Mühe, womit er sich abmüht unter der Sonne?“ (Prediger 1,1-3)
Ganze 29 Mal kommt diese Phrase vor! Eine Auflistung aller Stellen findet sich am Ende dieses Artikels.*
Es handelt sich bei den zwei Stellen also um Aussagen aus menschlicher und diesseitiger Sicht und keine Lehrmäßigen Aussagen über das Leben nach dem Tod. Aus dem Blickwinkel des Menschen auf der Erde und unter der Sonne, hat der tote Mensch, wie er da so regungslos liegt und das Verwesen anfängt, weil der (Lebens)Geist zu Gott zurückgekehrt ist, kein Wissen und keinen Lohn.
Nach der revidierten Elberfelder Bibelübersetzung sagt Psalm 119,160: „Die Summe deines Wortes ist Wahrheit.“ Bei der Auslegung ist also das ganze Wort Gottes oder sind alle relevanten Stellen zu einem Thema zu betrachten. Da es sich bei der Bibel um eine fortschreitende Offenbarung handelt, sollte das Alte Testament auch im Licht des Neuen ausgelegt werden. Im Neuen Testament wiederum haben die Lehrbriefe hinsichtlich der Lehre mehr Gewicht als die Geschichtsbücher (Evangelien und Apostelgeschichte). Das bedeutet, dass die Lehrbriefe die Geschichtsbücher erklären und nicht die Geschichtsbücher die Lehrbriefe. (Der Vollständigkeitshalber sei erwähnt, dass die direkten Gebote/Imperative - sowohl in den Geschichtsbüchern als auch in den Lehrbriefen - von den bloßen Beschreibungen unterschieden werden müssen.)
1 Und nach sechs Tagen nimmt Jesus den Petrus und Jakobus und Johannes, seinen Bruder, mit und führt sie für sich allein auf einen hohen Berg. 2 Und er wurde vor ihnen verwandelt; und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, seine Kleider aber wurden weiß wie das Licht. 3 Und siehe, Mose und Elia erschienen ihnen und unterredeten sich mit ihm. 4 Petrus aber hob an und sprach zu Jesus: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten machen, dir eine und Mose eine und Elia eine. 5 Während er noch redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke, und siehe, eine Stimme <erging> aus der Wolke, die sprach: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; ihn hört. 6 Und als die Jünger es hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. 7 Und Jesus trat herzu, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht. 8 Als sie aber ihre Augen erhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. (Mt 17,1-8)
Zwei längst Verstorbene erscheinen vor der Auferwecken der Toten und unterreden sich mit dem Herrn Jesus. Allein durch dieses Geschehen wird deutlich, dass die Lehre des Seelenschlafes oder der Auslöschung der Seelen unmöglich ein allgemein gültiges Prinzip sein kann.
19 Es war aber ein gewisser reicher Mann, und er kleidete sich in Purpur und feine Leinwand und lebte alle Tage fröhlich <und> in Prunk. 20 Ein gewisser Armer aber, mit Namen Lazarus, lag an dessen Tor, voller Geschwüre, 21 und er begehrte sich von dem zu sättigen, was von dem Tisch des Reichen fiel; aber auch die Hunde kamen und leckten seine Geschwüre. 22 Es geschah aber, dass der Arme starb und von den Engeln in den Schoß Abrahams getragen wurde. Es starb aber auch der Reiche und wurde begraben. 23 Und in dem Hades seine Augen aufschlagend, als er in Qualen war, sieht er Abraham von weitem und Lazarus in seinem Schoß. 24 Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide Pein in dieser Flamme. 25 Abraham aber sprach: Kind, denke daran, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben und Lazarus ebenso das Böse; jetzt aber wird er hier getröstet, du aber leidest Pein. 26 Und bei all diesem ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, damit die, die von hier zu euch hinübergehen wollen, nicht können und sie nicht von dort zu uns herüberkommen <können>. 27 Er sprach aber: Ich bitte dich nun, Vater, dass du ihn in das Haus meines Vaters sendest, 28 denn ich habe fünf Brüder, damit er sie dringend warne, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. 29 Abraham aber spricht [zu ihm]: Sie haben Mose und die Propheten; mögen sie auf diese hören. 30 Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn jemand von <den> Toten zu ihnen geht, werden sie Buße tun. 31 Er sprach aber zu ihm: Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie auch nicht überzeugt werden, wenn jemand aus <den> Toten aufersteht. (Lk 16,19-31)
Hier lehrt der Herr Jesus ganz offensichtlich, dass Tote nach ihrem leiblichen Sterben bei Bewusstsein sind und sehr wohl eine Wahrnehmung haben. Hier wird gerne der Einwand gebracht, dass es sich nur um ein Gleichnis handeln würde. Da spricht einiges dagegen. Einmal werden in Gleichnissen keine Namen genannt. In diesem Abschnitt lesen wir aber von einer ganz bestimmten Person, dem Lazarus. Dann greift der Herr Jesus in seinen Gleichnissen nur auf etwas zurück, dass es wirklich gibt: Sämann, Ackerboden, Weinberge, Herren und Knechte, Könige, Jungfrauen und Öllampen, Hochzeiten, Ernten, Wein und Weinschläuche usw. Niemals greift der Herr auf etwas rein Erfundenes zurück, dass es in Wirklichkeit gar nicht gibt.
Aber selbst wenn wir es als Parabel durchgehen lassen würden, so müsste wir fragen, was der Herr mit so einem Gleichnis denn lehren wollte? Die vernünftigste und logischste Antwort ist, dass es ein Leben nach dem Tod gibt.
6 Darum sind wir allezeit getrost und wissen: Solange wir im Leib daheim sind, sind wir nicht daheim bei dem Herrn. 7 Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. 8 Wir sind aber getrost und wünschen vielmehr, aus dem Leib auszuwandern und daheim zu sein bei dem Herrn. (2Kor 5,6-8)
Wenn der Seelenschlaf bis zur Auferstehung eine wahre Lehre ist, wie kann Paulus hier schreiben, dass er lieber beim Herrn daheim sein möchte und dabei gleichzeitig nicht in seinem Leib daheim?
Kurz gesagt verstehen wir das folgendermaßen: Durch Lk 16,19-31, der Geschichte von Lazarus und dem Reichen, scheinen ALLE in den Hades (d.i. Griechisch; auf Hebräisch „Scheol") gekommen zu sein - also Gläubige sowie Ungläubige. Hades oder Scheol bezeichnet einfach das Totenreich. Dieses Totenreich ist oder war zweigeteilt. Die Gläubigen kamen "in den Schoß Abrahams" und die Ungläubigen an den "Ort der Qual". Das kann der Fall VOR der Auferstehung des Herrn gewesen sein.
Paulus sagt in 2Kor 12,2-4, dass er bis in den dritten Himmel und das Paradis entrückt wurde:
2 Ich kenne einen Menschen in Christus, vor vierzehn Jahren (ob im Leib, weiß ich nicht, oder außerhalb des Leibes, weiß ich nicht, Gott weiß es), einen Menschen, der entrückt wurde bis in <den> dritten Himmel. 3 Und ich kenne einen solchen Menschen (ob im Leib oder außerhalb des Leibes, weiß ich nicht, Gott weiß es), 4 dass er in das Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, die ein Mensch nicht sagen darf.
(Kurze Vorbemerkung: Die Bibel lehrt drei Himmel und meint damit einmal den Luftraum (4Mo 11,17; 28,12; Apg 14,17), den Weltraum (Ps 19,4.6; Jer 8,2) und die Dimension Gottes (1Kö 8,30; Ps 2,4; Mt 5,16).)
Entweder setzt Paulus den dritten Himmel und das Paradis gleich, dann sind die Gläubigen NACH der Auferstehung des Herrn aus dem Totenreich in den Himmel gekommen. Der Herr sagte dem einen Mitgekreuzigten: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lk 23,43)
Wenn Himmel und Paradis nicht identisch sind, dann ist „im Schoß Abrahams“ wahrscheinlich einfach eine Redewendung für das Paradies, wo die Gläubigen bis zur Auferstehung der Toten verweilen. Der Herr ist dort aber gegenwärtig, denn die Schrift lehrt, dass wir beim Herrn sind nach dem leiblichen Tod (siehe z.B. 2Kor 5,6-8 und Phil 1,23).
Josef Drazil, Stand: 01.12.2015
1. Kapitel
3 Welchen Gewinn hat der Mensch bei all seiner Mühe, womit er sich abmüht unter der Sonne?
9 Das, was gewesen ist, ist das, was sein wird; und das, was geschehen ist, ist das, was geschehen wird. Und es gibt gar nichts Neues unter der Sonne. 14 Ich habe alle Taten gesehen, die unter der Sonne geschehen; und siehe, alles ist Eitelkeit und ein Haschen nach Wind.
2. Kapitel
11 Und ich wandte mich hin zu allen meinen Werken, die meine Hände gemacht hatten, und zu der Mühe, womit ich mich wirkend abgemüht hatte: Und siehe, das alles war Eitelkeit und ein Haschen nach Wind; und es gibt keinen Gewinn unter der Sonne.
17 Da hasste ich das Leben; denn das Tun, das unter der Sonne geschieht, missfiel mir; denn alles ist Eitelkeit und ein Haschen nach Wind.
18 Und ich hasste all meine Mühe, womit ich mich abmühte unter der Sonne, weil ich sie dem Menschen hinterlassen muss, der nach mir sein wird. 19 Und wer weiß, ob er weise oder töricht sein wird? Und doch wird er über all meine Mühe walten, womit ich mich abgemüht habe und worin ich weise gewesen bin unter der Sonne. Auch das ist Eitelkeit. 20 Da wandte ich mich, zu verzweifeln wegen all der Mühe, womit ich mich abgemüht hatte unter der Sonne. 22 Denn was hat der Mensch von all seiner Mühe und vom Trachten seines Herzens, womit er sich abmüht unter der Sonne?
3. Kapitel
16 Und ferner habe ich unter der Sonne gesehen: An der Stätte des Rechts, da war die Gottlosigkeit, und an der Stätte der Gerechtigkeit, da war die Gottlosigkeit.
4. Kapitel
1 Und ich wandte mich und sah alle Bedrückungen, die unter der Sonne geschehen: Und siehe, da waren Tränen der Bedrückten, und sie hatten keinen Tröster; und von der Hand ihrer Bedrücker ging Gewalttat aus, und sie hatten keinen Tröster. 3 und glücklicher als beide <pries ich> den, der noch nicht gewesen ist, der das böse Tun nicht gesehen hat, das unter der Sonne geschieht.
7 Und ich wandte mich und sah Eitelkeit unter der Sonne: 15 Ich sah alle Lebenden, die unter der Sonne wandeln, mit dem Jüngling, dem zweiten, der an die Stelle jenes treten sollte:
5. Kapitel
12 Es gibt ein schlimmes Übel, das ich unter der Sonne gesehen habe: Reichtum, der von dessen Besitzer zu seinem Unglück aufbewahrt wird. 17 Siehe, was ich als gut, was ich als schön ersehen habe: dass einer esse und trinke und Gutes sehe bei all seiner Mühe, womit er sich abmüht unter der Sonne, die Zahl seiner Lebenstage, die Gott ihm gegeben hat; denn das ist sein Teil.
6. Kapitel
1 Es gibt ein Übel, das ich unter der Sonne gesehen habe, und schwer lastet es auf dem Menschen: 12 Denn wer weiß, was dem Menschen gut ist im Leben, die Zahl der Tage seines eitlen Lebens, die er wie ein Schatten verbringt? Denn wer kann dem Menschen kundtun, was nach ihm sein wird unter der Sonne?
8. Kapitel
9 Das alles habe ich gesehen und habe mein Herz auf alles Tun gerichtet, das unter der Sonne geschieht, zur Zeit, wo der Mensch über den Menschen herrscht zu seinem Unglück.
15 Und ich pries die Freude, weil es für den Menschen nichts Besseres unter der Sonne gibt, als zu essen und zu trinken und sich zu freuen; und dies wird ihn begleiten bei seiner Mühe, die Tage seines Lebens hindurch, die Gott ihm unter der Sonne gegeben hat.
17 da habe ich bezüglich des ganzen Werkes Gottes gesehen, dass der Mensch das Werk nicht zu erfassen vermag, das unter der Sonne geschieht, indem der Mensch sich abmüht, es zu suchen, aber es nicht findet. Und selbst wenn der Weise es zu erkennen meint, vermag er es <doch> nicht zu erfassen.
9. Kapitel
3 Das ist ein Übel bei allem, was unter der Sonne geschieht, dass ein <und dasselbe> Geschick allen zuteil wird; und auch ist das Herz der Menschenkinder voll Bosheit, und Narrheit ist in ihrem Herzen während ihres Lebens; und danach <geht es> zu den Toten. 6 Sowohl ihre Liebe als auch ihr Hass und ihr Eifern sind längst verschwunden; und sie haben in Ewigkeit keinen Anteil mehr an allem, was unter der Sonne geschieht.
9 Genieße das Leben mit der Frau, die du liebst, alle Tage deines eitlen Lebens, das er dir unter der Sonne gegeben hat, alle deine eitlen Tage hindurch; denn das ist dein Teil am Leben und an deiner Mühe, womit du dich abmühst unter der Sonne. 11 Ich wandte mich und sah unter der Sonne, dass nicht den Schnellen der Lauf gehört, und nicht den Helden der Krieg, und auch nicht den Weisen das Brot, und auch nicht den Verständigen der Reichtum, und auch nicht den Kenntnisreichen die Gunst; denn Zeit und Schicksal trifft sie alle. 13 Auch dieses habe ich als Weisheit unter der Sonne gesehen, und sie kam mir groß vor:
10. Kapitel
5 Es gibt ein Übel, das ich unter der Sonne gesehen habe, wie ein Irrtum, der vom Machthaber ausgeht: