Das Euthyphron-Dilemma

Macht/Sagt Gott das, was gut ist, oder ist das, was er macht/sagt, gut?

Folgt er im ersten Fall nicht einem Maßstab, der höher ist als er selbst, und wird für das Gute gar nicht (mehr) gebraucht?

 

Kann Gott im zweiten Fall nicht willkürlich sagen, dass z.B. Mord gut ist?

 

Das ist ein falsches Dilemma. Ein Dilemma ist gegeben, wenn es heißt "A" und "Nicht-A". In diesem Fall haben wir aber

"A": Gott steht selbst unter Maßstab, der höher ist als er selbst.

"B": Egal, was Gott macht, dass ist willkürlich gut. Und dann haben wir noch

"C": Gott IST das Gute. Gottes unwandelbares Wesen selbst ist der objektive Maßstab des Guten und er andelt nicht gegen sein Wesen.

 

Lügen ist nicht falsch, weil Gott einfach gesagt hat: "Du sollst nicht lügen!", sondern weil er absolut wahrhaftig ist. Ehebruch ist falsch, weil Gott absolut treu ist usw. usf.

 

Der Mensch ist nach dem Ebenbild Gottes geschaffen und soll Gott darstellen. Wenn jemand lügt, so stellt er Gott falsch dar und lügt über ihn. Daher ist das höchste Gebot, Gott über alles zu lieben, untrennbar mit dem Gebot der Nächstenliebe verbunden. Es ist wie mit Violine und Bogen. Man kann die Violine nicht ohne den Bogen spielen und andersherum. Versündige ich mich am Mitmenschen, dann versündige ich mich zuerst an Gott.

 

Josef Dražil

Erstellt am 23.06.2016