Einwand gegen die Stellvertretung


Jemanden für die Schuld anderer büßen zu lassen ist ungerecht

"Es gibt nichts ungerechteres als jemanden für die Schuld anderer büßen zu lassen... Sowas wäre an Ungerechtigkeit und Falschheit kaum zu überbieten... 

 

Bibel, Hesekiel 18,20:

"...Der Sohn soll nicht tragen die Schuld des Vaters, und der Vater soll nicht tragen die Schuld des Sohnes, sondern die Gerechtigkeit des Gerechten soll ihm allein zugute kommen, und die Ungerechtigkeit des Ungerechten soll auf ihm allein liegen."

 

Die Gerechtigkeit Gottes liegt darin, dass er die Sünden eines Menschen am Jüngsten Tag vergibt, wenn deren guten Taten überwiegen... Die guten Taten tilgen die schlechten, und so schafft man Gerechtigkeit... Dies ist der Maßstab Gottes am Jüngsten Tag für den Menschen, den Er bewusst schwach erschaffen hat... Gute und Schlechte Taten werden "zusammengezählt", und am Ende bekommt man die "Rechnung".

 

Bibel, Daniel 4, Vers 24:

“Darum, o König, nimm meinen Rat an: Lösch deine Sünden aus durch rechtes Tun, tilge deine Vergehen, indem du Erbarmen hast mit den Armen.“

 

Vergleich: 

 

Quran, Sure 2,271:

“Wenn ihr die Almosen offen kundtut, ist es (schon) trefflich. Wenn ihr sie aber geheimhaltet und (unter der Hand) den Armen gebt, ist es (noch) besser für euch und wird euch (bei der Abrechnung am jüngsten Tag) etwas von euren schlechten Taten tilgen. Allah ist wohl darüber unterrichtet, was ihr tut."

 

MfG Eric."

Antwort


Schalom, lieber Freund! Gnade und Frieden von Gott, dem Vater des Herrn und Messias Jesus, sei mit dir.

 

Vielen Dank für deine Anfrage. Du bringst ein häufiges Argument, dass aber einige gravierende Schwächen vorweist. Eine davon ist, dass das Opfer des Herrn Jesus freiwillig und aus Liebe geschah. Das ändert die ganze Sache komplett. In Markus 10,45 sagt er: "Ich bin nicht gekommen, um mir dienen zu lassen, sondern um zu dienen und mein Leben zu geben als Lösegeld für viele." Er sagte auch, dass niemand größere Liebe hat als der, der sein Leben lässt für seine Freunde in Joh 15,13: „Größere Liebe hat niemand als die, dass er sein Leben hingibt für seine Freunde.“

 

Bei der Gefangennahme des Herrn Jesus im Garten Gethsemane hat Petrus das Schwert gezogen und nach Malchus, einem Knecht des Hohepriester, geschlagen. Der Herr Jesus hat ihn getadelt:

„Und siehe, einer von denen, die mit Jesus waren, streckte die Hand aus, zog sein Schwert und schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab. Da spricht Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort! Denn alle, die das Schwert nehmen, werden durchs Schwert umkommen. Oder meinst du, dass ich nicht meinen Vater bitten könne und er mir jetzt mehr als zwölf Legionen Engel stellen werde? Wie sollten denn die Schriften erfüllt werden, dass es so geschehen muss?“

 

Dem Volk Israel wurde im Alten Bund ein Opfergottesdienst gegeben. Diese Sündenopfer sollten hinweisen auf das letzte, wahre Opfer des Neuen Bundes. So sagte Johannes der Täufer als er Jesus sah: „Siehe, das Lamm Gottes, dass die Sünden der Welt hinweg nimmt.“

 

Hesekiel 18,20 spricht in eine andere Situation hinein und verbietet, dass ich z.B. bestraft werden dürfte, wenn mein Vater etwas Unrechtes tun würde. In diesem Sinne hast du selbstverständlich vollkommen Recht: Es wäre ein großes Unrecht. Aber wie gesagt, trifft das nicht auf den freiwilligen Tod des Herrn Jesus zu, der stellvertretend den Platz von Sündern einnahm und den gerechten Preis für ihre Vergehen auf sich nahm. Das kannst du dir wie einen Schuldschein vorstellen, den er freiwillig auf seinen Namen übertragen ließ. Es handelt sich um einen rechtlichen Transfer von Schuld. Er konnte das, weil er selbst unschuldig war. 

 

Bei Daniel 2,24 handelt es sich um eine fehlerhafte Übersetzung. Ich habe mehrere deutsche, englische und tschechische Übersetzung eingesehen und das dort verwendete aramäische Wort „paraq“ in Bibel-Wörterbüchern nachgeschlagen. Die primäre Bedeutung ist „aufhören, abbrechen“. Tilgen oder auslöschen gehört nicht dazu. Eine angemessene Übersetzung der Elberfelder Studienbibel z.B. lautet: „Darum, König, lass dir meinen Rat gefallen und brich mit deinen Sünden durch Gerechtigkeit und mit deinen Vergehen durch Barmherzigkeit gegen Elende, wenn dein Wohlergehen von Dauer sein soll!" Es ist auch nicht zu schwer zu übersehen, was das eigentliche Thema bei Daniel 4,23-24 ist: Es geht nicht um Paradis oder Hölle, sondern um den Erhalt des Königreichs und dauerhaftes Wohlergehen. Es geht darum, mit seinen Sünden zu brechen und ein Strafgericht Gottes abzuwenden. Sündenvergebung im Alten Testament ist nur durch ein stellvertretendes Opfer möglich, weil Gott gerecht ist und nicht ungestraft lässt: (4Mo 14,18) "Der HERR ist langsam zum Zorn und groß an Gnade, der Schuld und Treubruch vergibt, aber keineswegs ungestraft lässt…" Da sind sich die Propheten alle einig. 

 

Das Problem ergibt sich aber auf deiner Seite. Du sagst nämlich, dass gute Taten die Schlechten aufwiegen. Du sagst damit, dass ein Arzt vor dem Richter stehen und sagen könnte: „Ich habe 500 Menschen das Leben gerettet und nur einen ermordet, weil er etwas mit meiner Frau hatte.“ Dieser Arzt wird wegen dem einen Mord seine gerechte Strafe bekommen, ganz egal wie vielen Menschen er das Leben gerettet hat. Genauso sagst du damit, jemand könnte sagen: „Ich bin mindestens 1000 Mal bei Rot an der Ampel stehen geblieben. Nur dieses eine Mal hatte ich es eilig und bin bei Rot rübergefahren.“ Das interessiert die Leute in Flensburg nicht ein bisschen. Er bekommt eine Geldstrafe, Punkte und der Führerschein wird ihm für eine gewisse Zeit entzogen. Das ist Gerechtigkeit. Du hast gesündigt gegen den absolut heiligen und vorkommen gerechten Gott und deine Reue und guten Taten machen das nicht wieder gut. Jemand muss bezahlen, weil Gott nicht ungerecht sein kann und nicht ungerecht sein will. Entweder du bezahlst für deine Schuld mit dem ewigen Tod oder jemand, der selbst unschuldig ist, nimmt deinen Platz ein. Der Messias Jesus ist der Einzige, der dich retten kann. Er hat den Tod geschmeckt für Sünder, wurde aber wieder auferweckt aus den Toten. So ist er der Weg zum Vater. Durch den Opfertod Jesu kann Gott gerecht und barmherzig gleichzeitig sein. Er ist gerecht, weil jede Sünde gerecht gestraft wurde und er kann barmherzig sein, weil er die Schuld selbst auf sich nahm. Durch das Vertrauen auf diese Gnade kann der Mensch gerechtfertigt werden. Wer dieses Opfer ablehnt, hat keine Vergebung der Sünden. 

 

Möge dich der Vater des Herrn Jesus durch seinen Hl. Geist zur Wahrheit leiten.

 

Josef Dražil

Erstellt am 07.07.2016