Gehören die Apokryphen zum Alten Testament?

Das Zeugnis der Schrift

Die "Kirche" hat nicht und hatte nie darüber zu entscheiden, was den AT-Kanon angeht. Das mag für das NT gelten. Warum? Weil Paulus in Röm 3,2 sagt, dass den Juden die Aussprüche Gottes anvertraut waren. Und wie sieht das AT der Juden, der Tanach aus? Genauso wie der protestantische Kanon nur in einer anderen Reihenfolge: 1Mose - 2 Chr.

Können wir aber darauf vertrauen, dass es sich um den wirklichen Kanon handelt und nicht etwa den der Septuginta? Ja. Der Herr fast ihn indirekt in Mt 23,35 zusammen, indem er mit dem ersten Buch des Tanach beginnt und dem letzten aufhört:

 

"damit über euch alles gerechte unschuldige Blut komme, das auf der Erde vergossen worden ist, vom Blut des gerechten Abel an (1.Mose 4,8) bis zum Blut des Zacharias, des Sohnes Berechjas, den ihr zwischen dem Tempelhause und dem Brandopferaltar ermordet habt (vgl. 2.Chr 24,19-22)."

 

Mt 23 ist das Kapitel, wo der Herr die Führer des Volkes anklagt (Mt 23,37):

 

"Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind!"

Stephanus schlägt in die gleiche Kerbe als er vor den Führern steht in Apg 7,52:

"Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben die getötet, welche die Ankunft des Gerechten vorher verkündigten, dessen Verräter und Mörder ihr jetzt geworden seid".

 

Wenn der Herr also davon redet, dass ALLES oder JEDES unschuldige Blut über die Führer komme und bei 1 Mose anfängt, dann ist klar, dass er ganz am Anfang beginnt und ganz am Ende schließt. Irgendwo mitten im Kanon zu enden würde in diesem Zusammenhang bei der Absicht des Herrn keinen Sinn ergeben.

 

Von großer Bedeutung ist auch, dass die Apokryphen des röm.-kath. Kanons im NT nicht zitiert werden.

Was sagen die Kirchenväter?

Zusätzlich - nicht weil die Kirchenväter eine Autorität wären, sondern um zu zeigen, dass sich die röm.-kath. Position selbst der Absurdität überführt: Unter den Kirchenvätern bestand nie Einigkeit darüber, was der Kanon des AT’s alles beinhalten soll. Hieronymus (340-420) z.B. stellte unter den Gelehrten seiner Zeit eine Ausnahme dar, weil er Hebräisch beherrschte und das AT ins Lateinische übersetzt, indem er die Vulgata verfasste. Er lehnte die sog. Apokryphen ab, weil er der Überzeugung war, dass die Juden den korrekten Kanon durch den Tanach festgelegt hatten. Weitere Kirchenväter wie Origenes, Kyrill von Jerusalem, der herausragenden Athanasius, der sich gegen die gesamte Kirche stellte und die biblische Lehre der Trinität wie ein Stehaufmännchen nach mehreren Verbannungen verteidigte und letztendlich durchbrachte, waren der gleichen Ansicht wie Hieronymus.

Was sagt die antike Geschichtsschreibung?

Zudem haben wir die Schriften des berühmten jüdischen Historikers Josephus Flavius aus dem ersten Jahrhundert, der ausführlich über die Religion und Bräuche seines Volk schrieb und die Apokryphen niemals als kanonisch bezeichnete.