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LPT - Das (vermeintlich) Logische Problem der Trinität

Sertac Odabas von ImanTV hat eine Serie eröffnet, die vermeintliche logische Probleme mit der biblischen Lehre der Trinität aufzeigen soll. In diesem Artikel zeigen wir, dass die logischen Probleme bei Sertacs Argumentation selbst zu suchen sind.

Sertacs Video ist wirklich sehr angenehm anzuschauen. Auch die grafischen Elemente sind sehr elegant und helfen beim Verfolgen der Gedankengänge. Weiterhin ist die Aufgliederung der sieben biblischen Lehren richtig, die letztendlich zum biblischen Trinitarismus führen: 

  1. Der Vater ist Gott.
  2. Der Sohn ist Gott.
  3. Der Hl. Geist Gott.
  4. Der Vater ist nicht der Sohn.
  5. Der Vater ist nicht der Hl. Geist.
  6. Sohn ist nicht der Hl. Geist.
  7. Es existiert ein Gott. 

Wichtig ist auch der Hinweis, den ich in meinen Seminaren zur biblischen Lehre der Trinität auch immer wieder gebe, dass Analogien zur Veranschaulichung der biblischen Lehre der Trinität, mangelhaft sind. Es gibt keine mir bekannte Analogie, die die Trinität als ganzes veranschaulichen kann. Man kann lediglich einzelne Aspekte der Trinität durch Analogien veranschaulichen. 

 

Bei all den positiven Elementen dieses Videos, ist sehr schade, dass es über einen Strohmann nicht hinausgeht. Eine wirkliche Kommunikation kann leider auch auf Grundlage dieses Lehrvideos nicht stattfinden. Warum, habe ich in meinen zahlreichen Videos zur Trinität mehrfach ausgeführt. Zwischen den aufgelisteten sieben biblischen Aussagen gibt tatsächlich nicht den geringsten logischen Widerspruch.  Alle sieben Wahrheiten können ohne Probleme wahr sein und nebeneinander stehen und zwar 1) gleichzeitig und 2) in demselben Sinn. In der logischen Konsequenz führen sie einfach zum Trinitarismus, d.h. einem WESEN (!) Gottes und drei "PERSONEN"/Hypostasen des einen Gottes. Diese drei "PERSONEN"/Hypostasen des einen Gottes, durchdringen sich zudem gegenseitig, da der Hl. Geist vom Vater und Sohn ausgeht: 

 

"Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist?" (Joh 14,10)

 

Sertac ist also leider folgendem logischen Trugschluss aufgesessen: Er zeigt nicht auf, dass diese sieben Wahrheiten an sich widersprüchlich sind und deshalb unmöglich wahr sein können. Sie können alle wahr sein und führen - wie gesagt - in der logischen Konsequenz zum Trinitarismus (einem "dreipersönlichen" Wesen). 

Sertac zeigt lediglich, dass diese sieben Wahrheiten mit dem Unitarismus (einem einpersönlichen Gotteswesen) logisch nicht vereinbar sind. Er setzt dabei selbstverständlich völlig willkürlich den Monotheismus mit dem Unitarismus gleich und begeht so einen kategorischen Fehler. Er schließt den Trinitarismus (genauer trinitarischen Monotheismus) von vornherein ohne jegliche Begründung aus. 

 

An keiner Stelle zeigt Sertac auf, dass sich die sieben Wahrheiten logisch widersprechen. Er überträgt die sieben Aussagen einfach auf drei seiner ImanTV-Mitarbeiter, d.h. auf drei (menschliche) Wesen, was schon einmal unter den Trugschluss der falschen Analogie fällt. Sertac konstruiert auf diese Weise (bewusst oder unbewusst) einen Strohmann und dadurch widerlegt er nicht das eigentliche christliche Gottesverständnis, sondern eine Karikatur dessen. Er missrepräsentiert also die biblische Lehre der Trinität, indem er die drei "Personen"/Hypostasen einfach mit drei Wesen gleichsetzt. Durch diese Verfremdung und Entstellung erzwingt Sertac einen logischen Widerspruch, denn auf einmal hat man zwei sich widersprechende Aussagen, die unmöglich wahr sein können zur gleichen Zeit und auf die gleiche Weise:

  1. Es existieren drei Götter.
  2. Es existiert nur ein Gott. 

Im Vorfeld konnte Sertac den Standpunkt aber sehr wohl richtig darstellen, indem er von einer Essenz und drei Hypostasen des christlichen Gottesverständnisses sprach, einem Wesen und drei "Personen". Durch die Übertragung auf menschliche und somit unitarische Wesen, nämlich Wesen mit einer Person, begeht Sertac einen weiteren Denkfehler:

 

Die einzelnen ausformulierten Argumentationsschritte sehen dann wie folgendermaßen aus:

  1. Das trinitarische Gottesverständnis geht von einem dreipersönlichen Wesen Gottes aus.
  2. Dieses Gottesverständnis ist nicht auf menschliche unitarische Wesen, die einpersönlich sind, übertragbar. 
    (alternativ: Menschen sind unitarische, d.h. einpersönliche Wesen.)

Schlussfolgerung: Also ist das trinitarische Gottesverständnis falsch. 

 

Die Schlussfolgerung folgt nämlich nicht aus den Prämissen. Es handelt sich um einen sogenannten Non-sequitur-Trugschluss, d.h. Es-folgt nicht-Trugschluss. Das bedeutet, dass selbst wenn beide Prämissen wahr sind, die Schlussfolgerung nicht aus ihnen folgt. Nur weil Menschen als geschaffene materielle Wesen einpersönlich sind, folgt nicht, dass Gott als unerschaffener Geist logisch unmöglich ein dreipersönliches Wesen sein kann.

 

Um diesen Non sequitur zu umgehen und das Argument zu retten, müsste Sertac eine weitere Prämisse einführen. Er müsste behaupten, dass es generell nur unitarische Wesen gibt:

  1. Das trinitarische Gottesverständnis geht von einem dreipersönlichen Wesen Gottes aus.
  2. Es gibt nur unitarische, d.h. einpersönliche Wesen.
  3. Ein trinitarisches Gottesverständnis ist nicht auf menschliche unitarische Wesen, die einpersönlich sind, übertragbar. 

Schlussfolgerung: Also ist das trinitarische Gottesverständnis falsch. 

 

Durch die Einführung der zweiten Prämisse wird die ursprüngliche dritte Prämisse aber überflüssig. Bricht man das Argument von Sertac auf die grundlegendste Aussage herunter, indem man alles unnötige Beiwerk ausblendet, dann kann es wie folgt formuliert werden: 

 

Der eine Gott kann nicht dreipersönlich sein, weil es dem einpersönlichen Gottesverständnis logisch widerspricht. 

 

Sertac offenbart hierdurch einfach ein voreingestelltes Gottesbild, eine Präsupposition (weltanschauliche Grundannahme), der er verpflichtet ist. Zu sagen, dass der Trinitarismus falsch ist, weil er kein Unitarismus ist, ist ein zirkuläres Argument. Was Sertac machen muss, ist zu zeigen, dass die sieben Wahrheiten logisch unmöglich wahr sein können 1) zur gleichen Zeit und 2) auf die gleiche Weise. Das bedeutet aber nichts anders als, dass er zeigen muss, dass ein drei"persönlicher" Gott unmöglich existieren kann oder eben, dass nur einpersönliche Wesen existieren können. Dabei einfach ein einpersönliches Wesen Gottes vorauszusetzen, ist nicht der Weg, auf dem das geschehen kann. 

 

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