„In Rom herrscht lehrmäßige Einheit. Es gibt festgelegte Dogmen, die man glauben muss, sonst schließt man sich selbst aus und kann nicht Teil der röm.-kath. Kirche sein. Schaut man hingegen zu den Evangelikalen, die dem „Die Schrift allein Prinzip“ folgen, dann kann man sehen, was für ein lehrmäßiges Chaos daraus resultiert. Das liegt daran, dass jeder die Schrift so auslegt wie er will. In der röm.-kath. Kirche haben wir durch den Papst und das kirchliche Lehramt einen unfehlbaren Ausleger der Schrift.“
Dieses Argument ist äußerst heimtückisch. Wir wollen aber den besten Fall voraussetzen und davon ausgehen, dass die neuen im Netz missionierenden röm.-kath. Polemiker selbst nicht wissen, warum dieses Argument einen Trugschluss darstellt. Wir wollen davon ausgehen, dass die konvertierten Ex-Protestanten unter ihnen selbst die Heimtücke dieses Arguments nicht durchschaut haben und ihm leicht zum Opfer gefallen sind. Das lässt sich daraus schließen, dass sie dieses Argument Evangelikalen gegenüber nur allzu gerne im Brustton vermeintlicher Überlegenheit vorhalten.
Was stimmt mit diesem Argument nicht? Kurz gesagt, es liegt ihm ein falscher Vergleich Zugrunde. Es handelt sich um einen sog. Trugschluss der falschen Analogie.
Die röm.-kath. Polemiker stellen hierbei die RKK auf der einen Seite allen evangelikalen Kirchen gegenüber, die dem „Allein die Schrift Prinzip“ folgen. Das ist selbstverständlich auf den ersten Blick überraschend und scheint für die RKK zu sprechen - vor allem, wenn dann auch noch die ominöse Zahl von über 40.000 evangelikalen Kirchen und Gemeinden ins Feld geführt wird, wobei Kirchen mitgezählt werden wie die Mormonen, Zeugen Jehovas, Adventisten usw. Das sind aber keine Vertreter des „Allein die Schrift Prinzips“. Die Mormonen z.B. berufen sich auf ihren Propheten Joseph Smith, die Zeugen Jehovas auf die Wachturmgesellschaft als prophetischer Organisation Gottes und die Adventisten haben die Auslegung ihrer Prophetin Ellen G. White. Diese Kirchen folgen eben ausdrücklich nicht dem „Allein die Schrift Prinzip“. Sie folgen wie unzählige Kirchen, Gruppierungen, Bewegungen und Sekten auch, einem ganz anderen Prinzip. Sie folgen dem Prinzip: „Die Schrift und ein unfehlbarer Ausleger“.
Was bei dem Vergleich zwischen der RKK und den evangelikalen Kirchen verschleiert wird, ist, dass die RKK selbst demselben übergeordneten Prinzip zuzuordnen ist, da sie neben der Schrift einen unfehlbaren Ausleger für sich beansprucht wie unzählige Kirchen und Sekten auch.
Ein korrekter Vergleich muss entweder zwischen den beiden Prinzipien gezogen werden oder man muss einzelne Kirchen dieser beiden Prinzipien gegenüber gestellt. Man muss also entweder vergleichend fragen: „Welches Prinzip hat zu mehr oder weniger Einheit in der Lehre geführt?“ oder man vergleicht die RKK als Kind des einen Eltern-Prinzips mit einer Kirche des anderen übergeordneten Eltern-Prinzips, z.B. den Baptisten.
Es gibt selbstverständlich unterschiedliche Baptistengemeinden. Eine grobe Unterteilung wäre z.B. in reformierte und nicht-reformierte Baptisten. Bei der RKK sieht das aber nicht anders aus. Sie stellt keinen monolithischen Block dar. Die Quellen, die die unterschiedlichen evangelikalen Kirchen und Gemeinden auflisten, teilen auch die RKK in mindestens 4 Blöcke unter:
Diese Liste könnte selbstverständlich um das Lager der moderaten röm. Katholiken erweitert werden, repräsentiert durch so gut wie alle römisch-katholischen Gelehrten. Und neben ihnen das konservative Lager, repräsentiert durch Scott Hahn und so gut wie allen katholischen Apologeten. Neben diesen das traditionalistische Lager, zu dem z.B. der Apologet Gerry Matatics zählt, und die sog. Sedevakantistische römische Katholiken, die glauben, dass der Stuhl Petri derzeit unbesetzt ist.
Wenn wir auf der einen Seite „Die Bibel allein“ ansetzen und auf der anderen „Die Bibel und ein unfehlbare Ausleger“, welche Prinzip oder Glaubensregel wird zu mehr Einheit führen?
Ich glaube, dass es nicht zu leugnen ist, dass „Die Bibel und ein unfehlbarer Ausleger“ der klare Verlierer in diesem Vergleich ist. Würde man ganz willkürlich jeweils fünf Glaubensgemeinschaften herauspicken und gegenüberstellen, dann wäre die größere Einheit unter der Glaubensregel „Alleine die Schrift“ zu finden.
Unter dem Schirm von „Allein die Bibel“ gilt allgemein, dass sich die Glieder der einzelnen Kirchen und Gemeinden als Geschwister im Glauben anerkennen. Unter der Glaubensregel „Die Schrift plus unfehlbarer Ausleger“ ist das so gut wie nicht gegeben. Die Zeugen Jehovas, Mormonen, Katholiken, Adventisten usw. können sich nicht als Geschwister im Glauben anerkennen. Das ist völlig unmöglich. Die RKK sieht die Orthodoxen zwar als getrennte Glaubensgeschwister an, aber das ist unter diesem Prinzip die Ausnahme und beruht ganz auf Einseitigkeit.
Ich komme aus der sog. Brüderbewegung und würde mich heute theologisch als Baptist einstufen. Als evangelikaler Christ und Evangelist im vollzeitlichen Dienst bei einem überkonfessionellen Missionswerk werde ich zu Predigtdiensten in die unterschiedlichsten Gemeinden eingeladen: Brüdergemeinden, Baptisten, Pfingstlern, Freien evangelischen Gemeinden, reformierten Gemeinden, Mennoniten, Mennoniten-Bürder-Gemeinden, Evangeliums-Christen usw.. Vor kurzem habe ich sogar in einer lutherischen Kirche an drei Tagen gepredigt.
Es wird schmerzlich deutlich, dass dieses römisch-katholische Argument nichts weiter ist als eine schlecht durchdachte Argumentation, die für die römisch-katholische Position genauso verheerend ist, wie der römische Katholik es sich gegen den Evangelikalismus denkt.
In diesem Artikel gebe ich einige Antworten aus der "Free Grace Perspektive" auf Anfragen und Einwände eines reformierten Bruders.
"Das ist der Punkt: Veränderung ist nicht die Bedingung der Errettung, aber ein Erretteter bleibt nicht ohne Veränderung."
Das ist einmal eine irrelevante These und dann ein Strohmannargument.
Irrelevant, weil du hier von sichtbaren Veränderungen nach der Bekehrung redest. Es geht aber um die Fage, ob ein wirklicher Christ irgendwann nach seiner Bekehrung/Wiedergeburt lehrmäßig verführt oder in ein unmoralisches Leben der Sünde abgleiten kann auf unbestimmte Zeit, aber durchaus auch den leiblichen Tod erfahren kann durch sein fleischliches Leben.
Ein Strohmannn ist es, weil du implizierst, dass ich genau dafür argumentieren und es DEN Free Grace Standpunkt darstellen würde.
Kann jemand wirklich überführt werden von seiner Sünde, Wesen und Werk Jesu erkennen und im Glauben annehmen, ohne dass die Gnade etwas mit ihm macht? Absolut unwahrscheinlich, wenn nicht sogar absolut unmöglich! Aber von was hängt es ab, in welchem Grad und wie lange jemand diese Veränderungen sichtbar zeigt? Sind alle gleich brennend oder gleich lange? Oder kann man die erste Liebe verlassen, bis dahin, dass man die Reinigung von seinen früheren Sünden vergisst und kurzsichtig und blind wird, träge und fruchtleer?
Hier 2Petr 1,9 im Kontext, indem es um das Wachstum in der Heiligung geht und bei wem "diese (aufgezählten) Dinge“ fehlen:
2. Petrus 1,3–11
3Da seine göttliche Kraft uns alles geschenkt hat, was zum Leben und zum Wandel in Gottesfurcht dient, durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Tugend,
4durch welche er uns die überaus großen und kostbaren Verheißungen gegeben hat, damit ihr durch dieselben göttlicher Natur teilhaftig werdet, nachdem ihr dem Verderben entflohen seid, das durch die Begierde in der Welt herrscht,
5so setzt eben deshalb allen Eifer daran und reicht in eurem Glauben die Tugend dar, in der Tugend aber die Erkenntnis,
6in der Erkenntnis aber die Selbstbeherrschung, in der Selbstbeherrschung aber das standhafte Ausharren, im standhaften Ausharren aber die Gottesfurcht,
7in der Gottesfurcht aber die Bruderliebe, in der Bruderliebe aber die Liebe.
8Denn WENN (!) diese Dinge bei euch vorhanden sind und zunehmen, so lassen sie euch nicht träge noch unfruchtbar sein für die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus.
9Wem dagegen diese Dinge fehlen, der ist blind und kurzsichtig und hat die Reinigung von seinen früheren Sünden vergessen.
10Darum, Brüder, seid um so eifriger bestrebt, eure Berufung und Auserwählung fest zu machen; denn WENN (!) ihr diese Dinge tut, werdet ihr niemals zu Fall kommen;
11denn auf diese Weise wird euch der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Retters Jesus Christus reichlich (!) gewährt werden.
Das ist der wirklich springende Punkt.
Dieselben immer wiederkehrenden irrelevanten Thesen und Strohmann-Argumente sind auf Dauer nur noch ermüdend und ich frage mich, warum es so schwer fällt, nicht immer wieder in sie abzugleiten?
„Was nennt ihr mich Herr, Herr und tut nicht, was ich euch sage. Herr“ ist eine lehre Floskel, wenn kein Herrschaftswechsel stattgefunden hat.
Das stimmt selbstverständlich, aber eben nicht nur in einem Fall, sondern in mindestens zwei Fällen.
Es handelt sich um eine leere Floskel, wenn man jemanden (seinen) Herr(n) nennt, ohne in dessen Reich zu leben, in welchem er Autorität durch Macht und Kontrolle besitzt.
Es handelt sich aber auch dann um eine leere Floskel, wenn man im Reich von jemandem lebt, d.h. in seinem Herrschaftsbreich und somit unentrinnbar unter seiner Herrschaft steht, so dass er Gehorsam belohnen und Ungehorsam bestrafen kann.
Der Herr redet im Gleichnis vom weisen und törichten Baumeister von der Rettung vor den irdischen Konsequenzen eines Lebens, das Nachfolge/Umsetzung seiner Wote missen lässt und nicht ewige Errettung/Rechtfertigung:
Lukas 6,46–49:
46Was nennt ihr mich aber »Herr, Herr« und tut nicht, was ich sage?
47Jeder, der zu mir kommt und meine Worte hört und sie tut — ich will euch zeigen, wem er gleich ist.
48Er ist einem Menschen gleich, der ein Haus baute und dazu tief grub und den Grund auf den Felsen legte. Als nun eine Überschwemmung entstand, da brandete der Strom gegen dieses Haus, und er konnte es nicht erschüttern, weil es auf den Felsen gegründet war.
49Wer aber hört und nicht tut, der ist einem Menschen gleich, der ein Haus auf das Erdreich baute, ohne den Grund zu legen; und der Strom brandete gegen dasselbe, und es stürzte sofort ein, und der Zusammenbruch dieses Hauses war gewaltig.
Es geht in diesem Gleichnis darum, wie ein Leben gelingen und im Segen beendet werden kann und nicht darum, wie man vor der ewigen Verdammnis gerettet wird. „Herr, Herr“ zu sagen und nicht zu tun, was der Herr sagt, ist eine Erfahrung, die jeder Christ machen kann, der zu nächst aus der ersten Liebe fällt und dann womöglich die Reinigung von seinen früheren Sünden vergisst, denn wem viel vergeben wurde, der liebt viel und wer den Herrn liebt, wird auch sein Wort halten, denn wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. Wenn dieses Bewusstsein aber zunehmend schwindet, dann ist man eben blind und kurzsichtig und erfährt auch nicht die bewahrende Kraft der Gnade, die uns sonst in Zucht nimmt, damit wir der Gottlosigkeit und den weltichen Begierden entsagen (Tit 2,11). D.h. Heiligung und Jüngerschaft ist etwas, was nicht automatisch folgt, sondern wozu man ermahnt werden muss, weil man es versäumen kann:
Kolosser 3,1–5
1WENN (!) ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, SO (!) sucht das, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.
2Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist;
3denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott.
4Wenn der Christus, unser Leben, offenbar werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.
5Tötet daher eure Glieder, die auf Erden sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die Götzendienst ist;
Dieses Versäumnis kann zum Verhängnis werden man man als Christ in Schimpf und Schande untergehen kann. Warum es im Gleichnis vom weisen und törichten Baumeister geht drückt Petrus folgendermaßen aus:
1. Petrus 3,10
10Denn »wem das Leben lieb ist und wer gute Tage sehen will, der bewahre seine Zunge vor Bösem und seine Lippen, daß sie nicht Trug reden;
„Der, der Gott ist, gibt den Ton an."
Selbstverständlich gibt Gott den Ton an, denn er hat alle Herrschaftsattribute: Er hat die Autorität, weil durch die Einheit vermöge seiner Allgegenwart Kontrolle ausübt und somit die Macht hat, seinen Willen vorzugeben und gegebenfalls zu belohnen oder zu bestrafen.
Kann jemand, der Jesus als Herrn hat, ein Leben als Nicht-Jünger leben? In letzter Konsequenz und duchgehend usw.?
Das kommt darauf an, was genau du unter den verwendeten Ausdrücken verstehen willst. Du drückst dich hier recht spezifisch aus und scheinst gegen etwas einen Einwand zu erheben, was weder ich noch Free Grace Theologen für gewöhnlich einstehen. Was heißt es exakt deinem Verständnis nach 1) Jesus als Herrn zu haben und 2) in letzter Konsequenz durchgehend als Nicht-Jünger zu leben? Gehen wir die Möglichkeiten durch:
Wenn es möglich ist als Kind Gottes nur einen Augenblick ungehorsam zu sein, dann ist es möglich eine Minute im Ungehorsam zu leben, dann ist es aber auch möglich ganze zwei Minuten im Ungehorsam zu leben. Wenn zwei Minuten drin sind, dann sind auch 10 Minuten drin. Wenn 10 Minuten drin sind, dann auch bald eine Stunde. Wenn eine und sogar zwei und mehr Stunden keine logisch völlige Unmöglichkeit darstellen, dann ist ein Tag des Ungehorsam möglich. Wenn aber ein Tag, dann auch mehrere Tage bis zu einer Woche, wenn aber eine Woche dann auch mehrere Wochen bis zu einem Monat. Wenn aber ein, dann auch mehrere Monate und dann auch ein Jahr. Wenn ein oder mehrere Jahre logisch nicht unmöglich sind, dann auch ein Jahrzehnt und wenn ein oder mehrere Jahrzehnte, dann ist auch ein Leben bis zum leiblichen Tod nichts unmögliches.
Es beginnt einfach damit, dass es einem Kind Gottes möglich ist, einen einzigen Augenblick im Ungehorsam zu leben. Wenn das biblisch der Fall ist, dann steht rein logisch betrachtet dem nichts im Wege, dass ein Kind Gottes direkt nach der Wiedergeburt bis zu seinem Lebensende fleisch gesinnt ist, bleibt und niemals zur Reife kommt. Wie gesagt, rein logisch betrachtet ist das der Fall. Eine ganz andere Frage ist, ob das wahrscheinlich ist und jemals vorkommen wird. Das bitte ich frei von jeder Emotion rein analytisch auseinanderzuhalten.
Ein Szenario, bei dem ich mir das vorstellen könnte, ist, dass Gott eins seiner ungehorsamen Kinder dahingibt in die Sünde oder besser in die Gewalt Satans wie beim grob Unzüchtigen in Korinth, um ein Exempel an ihm zu statuieren:
1. Korinther 5,3–5
3Denn ich als dem Leib nach abwesend, dem Geist nach aber anwesend, habe schon, als wäre ich anwesend, über den, der dies auf solche Weise begangen hat, beschlossen,
4den Betreffenden im Namen unseres Herrn Jesus Christus und nachdem euer und mein Geist sich mit der Kraft unseres Herrn Jesus Christus vereinigt hat,
5dem Satan zu übergeben zum Verderben des Fleisches, damit der Geist gerettet werde am Tag des Herrn Jesus.
Ich glaube, dass alle Warnung an die Kinder Gottes echt sind und es einem Kind oder Kindern Gottes ergehen kann wie in Jesaja 1 beschrieben:
Jesaja 1,2–6 (SLT)
2Hört, ihr Himmel, und horche auf, o Erde; denn der Herr hat gesprochen: Ich habe Kinder großgezogen und emporgebracht, sie aber sind von mir abgefallen.
3Ein Ochse kennt seinen Besitzer, und ein Esel die Krippe seines Herrn, aber Israel hat keine Erkenntnis; mein Volk hat keine Einsicht.
4Wehe der sündigen Nation, dem schuldbeladenen Volk! Same der Übeltäter, verderbte Kinder! Sie haben den Herrn verlassen, haben den Heiligen Israels gelästert, haben sich abgewandt.
5Wohin soll man euch noch schlagen, da ihr doch den Abfall nur noch weiter treibt? Das ganze Haupt ist krank, und das ganze Herz ist wund.
6Von der Fußsohle bis zum Scheitel ist nichts Unversehrtes an ihm, sondern klaffende Wunden und Striemen und frische Verletzungen, die nicht ausgedrückt, noch verbunden, noch mit Öl gelindert sind.
Wie kann man in der Free Grace Theologie unterscheiden zw. Errettet-sein und Jünger-sein?
Du bist ein Lehrer Israels und weißt das nicht…? :-*
Indem es ganz einfach auf der einen Seite 1) Bedingungen der Rechtfertigung und auf der anderen Seite 2) Bedingungen der Jüngerschaft gibt:
"Der Errettete ist ein Jünger."
Im Normalfall ist das genau das, was die erfahrene Gnade und Liebe bewirkt, ja. Das ändert aber nichts an der Wahrheit, dass man die erste Liebe verlassen, Reinigung von früheren Sünden vergessen und verführt werden kann bis dahin, dass man unnüchtern wird und den Willen Satans bringt und selbst als Kind Gottes nicht „von Gott“ ist:
2. Timotheus 2,24–26
24Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern milde sein gegen jedermann, fähig zu lehren, geduldig im Ertragen von Bosheiten;
25er soll mit Sanftmut die Widerspenstigen zurechtweisen, ob ihnen Gott nicht noch Buße geben möchte zur Erkenntnis der Wahrheit
26und sie WIEDER (!) nüchtern (ananepho)) werden aus dem Fallstrick des Teufels heraus, von dem sie lebendig gefangen worden sind für seinen Willen.
Hier lohnt sich selbstverständlich auch noch die ernste Warnung des Petrus heranzuziehen:
1. Petrus 5,8
8Seid nüchtern (nepho) und wacht! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann;
Nicht „von Gott“ sein bedeutet einfach, dass Gott nicht die Grund und Ursprung der Handlungen ist:
Apg 5,38-39:
“... denn wenn dieser Plan oder dieses Werk von Menschen [griechisch: ex anthrōpōn] ist, wird es scheitern; wenn es aber von Gott [griechisch: ek Theou] ist, könnt ihr es nicht umstürzen“
Apg 11,2
“die von der Beschneidung" (griechisch: hoi ek peritomēs)
Galater 3,12:
"das Gesetz ist nicht aus Glauben" (griechisch: ouk estin ek pisteōs)
Römer 2,29
„sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und seine Beschneidung geschieht am Herzen, im Geist, nicht dem Buchstaben nach. Seine Anerkennung kommt nicht von Menschen, sondern von Gott.“
2. Korinther 3,5
"nicht daß wir von uns selber aus tüchtig wären, so daß wir uns etwas anrechnen dürften, als käme es aus uns selbst, sondern unsere Tüchtigkeit kommt von Gott,"
2. Korinther 4,7
"Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überragende Kraft von Gott sei und nicht von uns."
Stirbt jemand in diesem Zustand, vorgeblich ein Erretteter zu sein, aber offensichtlich Gottes Herrschaft von sich stoßend, dann muss man sich ernsthaft fragen, ob jemand errettet war. Können kein abschließendes Urteil fällen.
Hättest du das Wörtchen „vorgeblich“ nicht gebraucht, würde ich dir vollzustimmen können. Wenn jemand nur „vorgeblich“ ein Erretteter war, dann muss man sich nicht ernst fragen, ob jemand errettet war. Wenn das der Fall ist, dann handelt es sich um kein rebellisches fleischliches Kind Gottes, sondern um einen unerlösten Menschen, der ewig verloren gegangen ist.
Du bist kein Chist ungeachtet dessen wie du lebst. Das funktioniert einfach nicht. Man wirft dem Sünder schlicht Staub in die Augen.
Der ersten Aussage kann ich nicht einfach zustimmen, wenn derjenige ein Christ ist, der wiedergeboren ist. Die Korinther waren eine schreckliche Problemgemeinde: llieblos, unzüchtig, eingebildet und aufgeblasen, Abendmahl entweihend, bei Tempelprostitierten eingehend, an Götzenopfern teilnehmend und neben alldem sorgten sie dafür, dass selbst die Heiden im damaligen verderbten Korinth die Augen verdrehten über die dortigen Christen:
1. Korinther 5,1
1Überhaupt hört man von Unzucht unter euch, und zwar von einer solchen Unzucht, die selbst unter den Heiden unerhört ist, daß nämlich einer die Frau seines Vaters hat!
Christ ist man aufgrund seines Glaubens und nicht zusätzlich aufgrund seines konsequenten und konsistenten Glaubenswandels. Zu Letzterem muss man manchmal eindringlich ermahnt und vor den Konsequenzen gewarnt werden.
"Im schlimmsten Fall bestätigt man einen Gottlosen in seiner Gottlosigkeit fortzufahren. Die Rechnung geht nicht auf."
Das ist zum Teil absolut wahr und daher verstehe ich nicht, wie das einen Einwand darstellen soll. Als Free Grace Vertreter würde ich jemanden, der behauptet Christ zu sein, genau nach seinem Glaubensbekenntnis befragen. Wenn er trotz „richtigem" Glaubensbekenntnis bewusst und kaltschnäuzig und unbekümmert auf seinem sündigen Lebensstil besteht, dann würde ich ihm genau mit diesen Worten antworten. Da ist keine Veränderung, kein Sinneswandel und daher kann ich nicht wissen, ob er wirklich gläubig ist, im schlimmsten Fall habe ich es mit einem Unerretteten zu tun. Er müsste es durch seinen Lebenswandel beweisen. Der Bibel nach soll ich mit ihm keinen Umgang haben und nicht einmal essen.
Das alles kann ich ihm und würde ich doch auch vernünftigerweise sagen. Wie kommst du darauf, dass ich ihm etwas anderes sagen würde und ihn gar in seiner Gottlosigkeit bestäigen würde? Kannst du mir bitte erklären, wie du auf diesen absolut abwegigen Gedanken kommst? Warum sollte ich nicht sowohl Christen und Nicht-Christen predigen und ermahnen, dass Gott verlangt, dass ALLE Menschen überall Buße tun sollen?
"Verheißung in Heskiel: Ich werde meine Satzungen und Rechtsbestimmungen in ihre Herzen schreiben und ich wede bewirken, dass sie darin wandeln."
Das ist schön und gut, aber nicht zu Ende gedacht, wie ich finde. Wenn du diese Stelle nicht allgemein auf Gottes NT-Volk anwendest, sondern absolut auf einzelne Christen hin deutest und heranziehst, um gegen dein verzerrtes Bild von Free Grace zu argumentieren, dann beweist du doch dadurch viel zu viel. Soll diese Stelle wirklich belegen, dass ein Christ niemals nicht (russlanddeutsche doppelte Verneinung) sündigen oder längere oder gar lange Zeit im Ungehorsam verweilen kann im Gegensatz zu den vielen z.T. von mir oben zitierten Stellen? Ich halte diese Auslegung für nicht haltbar. Vielmehr drückt diese Verheißung einfach aus, was im NT dann als Erfüllung folgend beschrieben wird:
Titus 2,14
14der sich selbst für uns hingegeben hat, um uns von aller Gesetzlosigkeit zu erlösen und für sich selbst ein Volk zum besonderen Eigentum zu reinigen, das eifrig ist, gute Werke zu tun.
Sowohl die Verheißung als auch die Erfüllung bestätigen die allgemeine Wahrheit, dass ein Volk Gottes da ist, welches allgemein die Kennzeichen hat, gute Werke zu tun, ohne die andere Wahrheit zu leugnen, dass einzelne Christen verführt werden und in ein Leben der Sünde abgleiten können.
Jede andere Auslegung halte ich für überzogen und missbräuchliche Behandlung von Gottes Wort und darum nicht haltbar.
„Ja, wäre schön, wenn sie in meinen Bestimmungen wandeln, ja, on top wäre das ganz gut, ich biete ihnen das auch an und wenn sie wollen, dann bin ich mit meiner Gnade auch dabei und ansonsten ist mir das aber egal.“
Zu diesen polemischen Karrikaturen von dir kann ich nur sagen, dass sie mich aus deiner Tastatur sehr überrascht haben. Entweder sind deine Emotionen mit dir durchgegangen (etwa, weil Free Grace einer Infragestellung deiner - wie ich zu erkennen meine - geliebten reformierten Theologie darstellt), dass du dich solchen unsachlichen Äußerungen hast hinreißen lassen oder dein Verständnis der Freien Gnade ist wirklich sehr beschränkt. Ich würde jedenfalls sehr viel darauf setzten, eigentlich alles, was ich besitze, dass du niemals einen anerkannten Free Grace Theologen gelesen oder gehört hast, der sich nur annähernd in dieser Weise bzgl. der Rolle von Buße, Werken, Heiligung und Jüngerschaft geäußert hat.
Ich Frage mich, warum du dich trotzdem so polemisch äußerst, da du sonst in anderen herausfordernden Situationen sachlich bleiben kannst.
"Jetzt habe ich da einen Menschen, der hat igendwann mal bei einer Evangelisation die Hand gehoben und da hat sich absolut nichts in seinem Leben geändert, nicht das allergeringste, dann muss ich doch an einem Punkt fragen, ob das Handheben eine Bekehrung, ergo eine Wiedergeburt war."
Auch das ist nichts weiter als eine bewusste Karikatur und somit ein Strohmann. Diesem Argument liegt eine unausgesprochene (und nicht wohlwollende) Prämisse zugrunde, nämlich, dass das alleine Handheben bei einer Evangelisation ausreichend sei zur Errettung und man keine Fragen stellen dürfe, wenn sich nichts im Leben verändert hat. Das ist also dein Problem mit Free Grace. Kannst du mir einen anerkannten Free Grace Theologen nennen, der das derart undifferenziert lehrt oder zeigen, dass das meinen Standpunkt darstellt und aus welchen Äußerungen du geschlossen hast, dass das mein Standpunkt ist oder sein muss?
Weißt du, woran mich das stark erinnert? Ich war eine Zeit lang selbst Calvinist und bin heute immer noch ein großer Freund der Souveränität Gottes. Bevor ich mich als Calvinist verstanden hatte, konnte und habe ich den Calvinismus verteidigt, einfach weil ich das Verständnis hatte und die standardmäßigen Karrikaturen einfach nicht stehen lassen wollte, weil meinen calvinsitischen Geschwistern einfach Unrecht getan wurde und für unnötige Spatungen im Leib Christi sorgte. Ich sehe nicht den geringsten Unterschied zwischen den uninformierten und undifferenzierten Einwänden gegen den calvinistischen Standpunkt und deinen hier präsentierten Einwänden. Prüfe dich bitte einmal in einer ruhigen Minute vor dem Angesicht Gottes, ob deine Äußerungen hier fair sind oder ob du dich nicht gar selbst verurteilst, da du die Standardargumente z.B. gegen die reformierte Thologei kennst und entsprechend beurteilst.
Im unteren einminütigen Clip argumentiere ich, dass jeder Mensch eine Weltanschauung hat und dass jede Weltanschauung mit einer grundlegendsten Annahme beginnt und das ganze weltanschauliche System sich dann aus diesem ersten Prinzip ergibt. Weil es sich um den Startpunkt handelt und nichts grundlegender sein kann, kann es auch durch nichts bewiesen werden, das grundlegender wäre.
Hieraus ergibt sich, dass es sich wirklich bei jedem denkbaren Standpunkt (Atheismus, Theismus, Materialismus, Mohammedanismus, Taosimus, Zen-Buddhismus usw. usf.) notwendigerweise um einen Glaubensstandpunkt handelt.
Ein Atheist hat folgenden Kommentar hinterlassen:
Wenn alles "Glaube" sein soll, dann bitte nicht mit "Fakten" ankommen.
Sertac Odabas von ImanTV hat eine Serie eröffnet, die vermeintliche logische Probleme mit der biblischen Lehre der Trinität aufzeigen soll. In diesem Artikel zeigen wir, dass die logischen Probleme bei Sertacs Argumentation selbst zu suchen sind.
Sertacs Video ist wirklich sehr angenehm anzuschauen. Auch die grafischen Elemente sind sehr elegant und helfen beim Verfolgen der Gedankengänge. Weiterhin ist die Aufgliederung der sieben biblischen Lehren richtig, die letztendlich zum biblischen Trinitarismus führen:
Wichtig ist auch der Hinweis, den ich in meinen Seminaren zur biblischen Lehre der Trinität auch immer wieder gebe, dass Analogien zur Veranschaulichung der biblischen Lehre der Trinität, mangelhaft sind. Es gibt keine mir bekannte Analogie, die die Trinität als ganzes veranschaulichen kann. Man kann lediglich einzelne Aspekte der Trinität durch Analogien veranschaulichen.
Bei all den positiven Elementen dieses Videos, ist sehr schade, dass es über einen Strohmann nicht hinausgeht. Eine wirkliche Kommunikation kann leider auch auf Grundlage dieses Lehrvideos nicht stattfinden. Warum, habe ich in meinen zahlreichen Videos zur Trinität mehrfach ausgeführt. Zwischen den aufgelisteten sieben biblischen Aussagen gibt tatsächlich nicht den geringsten logischen Widerspruch. Alle sieben Wahrheiten können ohne Probleme wahr sein und nebeneinander stehen und zwar 1) gleichzeitig und 2) in demselben Sinn. In der logischen Konsequenz führen sie einfach zum Trinitarismus, d.h. einem WESEN (!) Gottes und drei "PERSONEN"/Hypostasen des einen Gottes. Diese drei "PERSONEN"/Hypostasen des einen Gottes, durchdringen sich zudem gegenseitig, da der Hl. Geist vom Vater und Sohn ausgeht:
"Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist?" (Joh 14,10)
Sertac ist also leider folgendem logischen Trugschluss aufgesessen: Er zeigt nicht auf, dass diese sieben Wahrheiten an sich widersprüchlich sind und deshalb unmöglich wahr sein können. Sie können alle wahr sein und führen - wie gesagt - in der logischen Konsequenz zum Trinitarismus (einem "dreipersönlichen" Wesen).
Sertac zeigt lediglich, dass diese sieben Wahrheiten mit dem Unitarismus (einem einpersönlichen Gotteswesen) logisch nicht vereinbar sind. Er setzt dabei selbstverständlich völlig willkürlich den Monotheismus mit dem Unitarismus gleich und begeht so einen kategorischen Fehler. Er schließt den Trinitarismus (genauer trinitarischen Monotheismus) von vornherein ohne jegliche Begründung aus.
An keiner Stelle zeigt Sertac auf, dass sich die sieben Wahrheiten logisch widersprechen. Er überträgt die sieben Aussagen einfach auf drei seiner ImanTV-Mitarbeiter, d.h. auf drei (menschliche) Wesen, was schon einmal unter den Trugschluss der falschen Analogie fällt. Sertac konstruiert auf diese Weise (bewusst oder unbewusst) einen Strohmann und dadurch widerlegt er nicht das eigentliche christliche Gottesverständnis, sondern eine Karikatur dessen. Er missrepräsentiert also die biblische Lehre der Trinität, indem er die drei "Personen"/Hypostasen einfach mit drei Wesen gleichsetzt. Durch diese Verfremdung und Entstellung erzwingt Sertac einen logischen Widerspruch, denn auf einmal hat man zwei sich widersprechende Aussagen, die unmöglich wahr sein können zur gleichen Zeit und auf die gleiche Weise:
Im Vorfeld konnte Sertac den Standpunkt aber sehr wohl richtig darstellen, indem er von einer Essenz und drei Hypostasen des christlichen Gottesverständnisses sprach, einem Wesen und drei "Personen". Durch die Übertragung auf menschliche und somit unitarische Wesen, nämlich Wesen mit einer Person, begeht Sertac einen weiteren Denkfehler:
Die einzelnen ausformulierten Argumentationsschritte sehen dann wie folgendermaßen aus:
Schlussfolgerung: Also ist das trinitarische Gottesverständnis falsch.
Die Schlussfolgerung folgt nämlich nicht aus den Prämissen. Es handelt sich um einen sogenannten Non-sequitur-Trugschluss, d.h. Es-folgt nicht-Trugschluss. Das bedeutet, dass selbst wenn beide Prämissen wahr sind, die Schlussfolgerung nicht aus ihnen folgt. Nur weil Menschen als geschaffene materielle Wesen einpersönlich sind, folgt nicht, dass Gott als unerschaffener Geist logisch unmöglich ein dreipersönliches Wesen sein kann.
Um diesen Non sequitur zu umgehen und das Argument zu retten, müsste Sertac eine weitere Prämisse einführen. Er müsste behaupten, dass es generell nur unitarische Wesen gibt:
Schlussfolgerung: Also ist das trinitarische Gottesverständnis falsch.
Durch die Einführung der zweiten Prämisse wird die ursprüngliche dritte Prämisse aber überflüssig. Bricht man das Argument von Sertac auf die grundlegendste Aussage herunter, indem man alles unnötige Beiwerk ausblendet, dann kann es wie folgt formuliert werden:
Der eine Gott kann nicht dreipersönlich sein, weil es dem einpersönlichen Gottesverständnis logisch widerspricht.
Sertac offenbart hierdurch einfach ein voreingestelltes Gottesbild, eine Präsupposition (weltanschauliche Grundannahme), der er verpflichtet ist. Zu sagen, dass der Trinitarismus falsch ist, weil er kein Unitarismus ist, ist ein zirkuläres Argument. Was Sertac machen muss, ist zu zeigen, dass die sieben Wahrheiten logisch unmöglich wahr sein können 1) zur gleichen Zeit und 2) auf die gleiche Weise. Das bedeutet aber nichts anders als, dass er zeigen muss, dass ein drei"persönlicher" Gott unmöglich existieren kann oder eben, dass nur einpersönliche Wesen existieren können. Dabei einfach ein einpersönliches Wesen Gottes vorauszusetzen, ist nicht der Weg, auf dem das geschehen kann.
Es gibt ausgezeichnete Bibellehrer im deutschsprachigen Raum und man kann sie mit unglaublich großem Gewinn hören und lesen. Leider scheinen nicht wenige Christen diese Lehrer auf ein derart hohes Podest zu stellen, dass sie unantastbar werden und ihre Auslegung der Bibel, bzw. theologisches System, zum eigentlichen Maßstab.
Absolut JEDER Bibellehrer hat einen prägenden Hintergrund und seinen eigenen "Stallgeruch". Wenn man sich beständig nur mit einer möglichen Sichtweise beschäftigt, wird man bald meinen, dass auch nur eine Sichtweise möglich ist. Wenn man sein Gehör nicht nur einer theologischen Stimme leiht, sondern auch einmal über den eigenen Gemeindetellerrand blickt und andere Lehrer im Leib zu Wort kommen lässt, kann man im Sinne von Sprüche 18,17 eine wahre Bereicherung erleben, selbst wenn man am Ende in seiner Sicht sogar bestärkt wird:
Im Recht (scheint), wer in seiner Streitsache als Erster (auftritt), (bis) sein Nächster kommt und ihn ausforscht.
Darum ist es empfehlenswert, auch Lehrer aus anderen theologischen Lagern zu hören, damit man ausgewogen bleibt und mit den Sichtweisen anderer bibeltreuer Lehrer im Leib vertraut wird. Von einem christlichen Lager über das andere christliche Lager zu hören, führt fast unausweichlich zu Falschdarstellungen und Strohmannargumenten. Ein Strohmannargument liegt dann vor, wenn man einen Standpunkt verzerrt oder verkürzt darstellt, so dass er selbstwidersprüchlich erscheint. Man widerlegt nicht den Standpunkt an sich, sondern eine absurde Karikatur dieses Standpunktes.
Vielen Christen ist oft ein grundlegendes Problem der Bibelauslegung nicht bewusst. Jeder Bibellehrer hat Grundannahmen, die ihn bei der Bibelauslegung leiten. Diese Grundannahmen sind Leitregeln, die bestimmen, wie die Bibel ausgelegt werden soll. Wie will man diese Leitregeln zur Auslegung der Bibel aus der Bibel entnommen haben, wenn es doch gerade diese Regeln sind, die die Auslegung der Bibel leiten? Zuerst sind also die Leitregeln zur Auslegung der Bibel da und ihnen folgt dann die Auslegung der Bibel. Die Leitregeln zur Bibelauslegung sind also selbst kein Produkt der Bibelauslegung. Spannende Frage: Woher stammen sie dann? Die Antwort wird den meisten nicht gefallen: Sie sind (in den meisten Fällen) übernommen. Übernommen von wem? Ich würde sagen, von "Lieblingslehrern". Calvin z.B. hat gesagt, dass er seine Theologie ganz aus Augustinus herauslesen könnte und Martin Luther war ein Augustiner Mönch und in einigen Ansichten immer noch katholisch geprägt. Ebenso lesen Mennoniten oder Brüder die Bibel mit einer theologisch gefärbten Brille. Das beginnt aber nicht nur beim Lesen der Bibel, sondern bereits beim Übersetzen derselben.
Es ist daher, um der geistlichen Gesundheit und Einheit im Volk Gottes willen, wichtig zu verstehen, dass das Evangelium den Kern des christlichen Glaubens bildet, denn es offenbart Gottes Herrlichkeit und den Ausweg aus der menschlichen Verlorenheit. Wo von neuem geborene Menschen zusammenkommen und das Evangelium als rettende Botschaft geglaubt und gepredigt wird, so dass verdammungswürdige Sünder durch Glauben aus Gnade gerettet werden können, dort ist Gemeinde Gottes. Um den Kern des Evangeliums bildet sich eine Kategorie von wichtigen Lehren, die bei all ihrer Wichtigkeit nicht heilsentscheidend sind. Schon hier können wirkliche Gemeinden Gottes anfangen, auseinander zu driften. Ein Auseinandergehen von Lehrmeinungen ist kein neuzeitliches Phänomen, sondern wird bereits in den Briefen des Neuen Testamentes immer wieder angesprochen.
Der Epheserbrief spricht von der Einheit im Geist, die Christen gegeben wurde und die es zu erhalten gilt:
1 So ermahne ich euch nun, ich, der Gebundene im Herrn, daß ihr der Berufung würdig wandelt, zu der ihr berufen worden seid, 2 indem ihr mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut einander in Liebe ertragt 3 und eifrig bemüht seid, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens: 4 Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; 5 ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; 6 ein Gott und Vater aller, über allen und durch alle und in euch allen. (Eph 4,1-6)
Diese Einheit wird durch eine bestimmte Art der Lebensführung erhalten. Sie ist gekennzeichnet durch tiefe Demut, Sanftmut, Geduld, dem Ertragen aus Liebe und dem eifrigen Streben danach, Frieden zu halten. Auf der anderen Seite spricht Paulus wenige Verse danach eine andere Einheit an:
11 Und Er hat etliche als Apostel gegeben, etliche als Propheten, etliche als Evangelisten, etliche als Hirten und Lehrer, 12 zur Zurüstung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes des Christus, 13 bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zur vollkommenen Mannesreife, zum Maß der vollen Größe des Christus; 14 damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch das betrügerische Spiel der Menschen, durch die Schlauheit, mit der sie zum Irrtum verführen, 15 sondern, wahrhaftig in der Liebe, heranwachsen in allen Stücken zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus. (Eph 4,11-15)
Diese Einheit hat offensichtlich mit einem lehrmäßigen Wachstum zu tun, da Paulus von Glauben, Erkenntnis und Unterscheidungsvermögen redet. Er sagt, damit der Leib Christi gesund bleibt, ein beständiges lehrmäßiges Wachstum erfährt und vor Irrlehren bewahrt bleibt, gibt der Herr Gaben und Ämter. Er scheint ein übernatürliches Wirken Christi durch seinen Geist im Lauf der Geschichte seiner Gemeinde zu lehren. Christen müssen den Einfluss des Zeitgeistes abschütteln, der vom Individualismus geprägt ist, und anfangen als ein Volk zu denken. Eine Begebenheit bringt diese unter uns herrschende Schieflage gut zum Ausdruck: In Israel soll vor einigen Jahren eine Aktion zur Missionierung der Juden gestartet worden sein. Christen klebten sich Aufkleber auf ihre Autos mit der Aufschrift: „Ich habe es gefunden.“ Daraufhin wurde eine Gegenaktion ins Leben gerufen und Juden klebten ihrerseits Aufkleber auf ihre Autos: „Wir haben es nie verloren.“ Hier wird ein grundlegender Unterschied in der Wahrnehmung und im Denken offenbar: Christen denken meist individualistisch, während ein Jude sich als Teil eines Volkes versteht. Wie sehr lag dem Herrn aber die Einheit seines Volkes am Herzen?
Ich bitte aber nicht für diese allein, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; auf daß auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast. Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, auf daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, damit sie zu vollendeter Einheit gelangen, und damit die Welt erkenne, daß du mich gesandt hast und sie liebst, gleichwie du mich liebst. (Joh 17,20-23)
Diese Verse bringen deutlich zum Ausdruck, dass die Einheit unter Christen entscheidend für die Weltmission ist. Es bleibt zu befürchten, dass die Kinder Gottes weithin unbemerkt dem
Zeitgeist des Indiviualismus zum Opfer gefallen sind. Dieser Trend scheint leider zusätzlich bestärkt zu werden, durch wohlmeinende Aufdeckung endzeitlicher Verführungen und damit
einhergehender starker Polarisierung, die so weit geht, dass blutserkaufte Kinder Gottes, deren Leiber Tempel des Hl. Geistes sind, nicht als solche wahrgenommen werden.
Hiermit soll auf keinen Fall einer unbiblischen Ökumene das Wort geredet werden - ganz im Gegenteil! Durch die Heraustellung heilsnotwendiger Wahrheiten soll eine biblische Einheit auf dem Grund und Boden des Evangeliums betont werden. Absoluter
jeder, der das Evangelium gehört hat und gläubig geworden ist, der ist in Christus mit dem Hl. Geist der Verheißung versiegelt worden:
In ihm seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Errettung, gehört habt — in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Unterpfand unseres Erbes ist bis zur Erlösung des Eigentums, zum Lob seiner Herrlichkeit. (Eph 1,13)
Dadurch ist man in den Leib Christi hineingetauft worden und Teil der Familie Gottes. Das bedeutet im Endeffekt, dass jeder, der die heilsnotwendigen Wahrheiten des Evangeliums glaubt von neuem gbeoren ist - er sei Baptisten, FeG'ler, Pfingstler, Mennoniten, Charismatiker usw. usf. Wo das der Fall ist, da ist eine Einheit im Geist gegeben und diese sollen wir erhalten.
Bei allen theologischen Unterschieden, die die heilsnotwendigen Wahrheiten des Evangelium nicht betreffen - Christen müssen sich auf das Evangelium besinnen und von daher jeden aus dem Geist Geborenen als ein durch das Blut des Lammes teuer erworbenes Glied der Familie Gottes verstehen, die seit 2000 Jahren Geschichte Gottes Volk bilden: Ein Leib und ein Geist, wie wir auch berufen sind zu einer Hoffnung unserer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, über allen und durch alle und in uns allen.
Selbstverständlich sollen die Lehrer im Leib Christi beständigen im Austausch und Gespräch bleiben, was wichtige, aber eben nicht heilsnotwendige Wahrheiten der Schrift betrifft betrifft (Taufverständnis, Struktur der Gemeinde, Stellung zum Staat usw.). Dadurch hängt nämlich Segen oder Schaden für die Gemeinde Gottes in der Welt ab. Dieser Austasuch soll und kann nur in Liebe und gegenseitiger Achtung geschehen, wenn man ihn als eine interne Familienangelegenheit versteht. Dazu ist selbstverständlich ein klares und tiefes Verständnis des Evangeliums notwendig, um in erster Linie zu erkennen, wer denn überhaupt zur Familie gehört und warum und wer aus welchen Gründen nicht. Nur so kann die andere Einheit von der Paulus spricht und die es zu als Gemeinde Gottes zu erreichen gilt, auch erreicht werden. Gott helfe uns allen dabei. Amen.